Jordanien:Gericht spricht Dschihadist Abu Qatada frei

FILE PHOTO: Abu Qatada Cleared of Terror Charges

Der Dschihadist Abu Qatada soll in die Planung des sogenannten "Millennium Plot" verstrickt sein. Trotzdem wurde er jetzt von einem jordanischen Gericht freigesprochen.

(Foto: Getty Images)

Er war einst ein enger Vertrauter Osama bin Ladens: Jetzt hat ein jordanisches Militärgericht den Hassprediger Abu Qatada vom Vorwurf des Terrorismus freigesprochen - aus Mangel an Beweisen.

  • Der islamistische Prediger Abu Qatada ist von einem Gericht in Jordanien vom Terrorismusvorwurf freigesprochen worden. Die Begründung: Die Beweise gegen ihn seien unzureichend.
  • Abu Qatada, der jahrelang in London lebte, wurde als radikaler Prediger und Ideologe des weltweiten Dschihad bekannt.

Jordanisches Gericht spricht Abu Qatada frei

Der Hassprediger Abu Qatada, einst ein Vertrauter des früheren Al-Qaida-Führers Osama bin Laden, ist vom jordanischen Staatssicherheitsgericht von Terrorvorwürfen freigesprochen worden. Der Vorsitzende Richter sagte am Mittwoch in einer im Fernsehen übertragenen Sitzung, die Beweise gegen den Angeklagten seien unzureichend.

Anklage wegen Planung des "Millennium Plot"

Die Anklage hatte Abu Qatada vorgeworfen, in die Planungen verschiedener Anschläge auf Touristen verstrickt gewesen zu sein. In dem sogenannten "Millenium Plot" hatten Extremisten zum Jahreswechsel 2000 Anschläge auf vier touristische Ziele in Jordanien geplant. Die Justiz des Landes konnte Abu Qatada jedoch lange nicht habhaft werden. Der Palästinenser aus Bethlehem hat einen jordanischen Pass und lebte seit 1993 in London, wo er politisches Asyl erhalten hatte. Er gab an, in Jordanien gefoltert worden zu sein.

In Großbritannien wurde Abu Qatada als radikaler Prediger und Ideologe des weltweiten Dschihad bekannt. Erst im Juli 2013 war er nach einem mehr als zehn Jahre dauernden Rechtsstreit von der britischen Justiz an Jordanien ausgeliefert worden. Eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte hatte die Auslieferung zuvor verhindert. Mit der Begründung, Abu Qatada erwarte in seiner Heimat eine Anklage, die auf Aussagen beruhe, die höchstwahrscheinlich unter Folter zustande gekommen sei. In dem Auslieferungsabkommen mit Großbritannien musste Jordanien schließlich versichern, in kommenden Gerichtsverfahren auf unter Folter erhaltene Beweise zu verzichten.

Gericht ordnet Freilassung an

Bereits Ende Juni war Abu Qatada von anderen Terrorvorwürfen freigesprochen worden. Mit der nun abgeschlossenen Verhandlung zum "Millennium Plot" ordnete das Gericht seine sofortige Freilassung an.

Schwiegersohn Bin Ladens in New York verurteilt

In New York wurde ein Schwiegersohn Bin Ladens zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 48-jährige Sulaiman Abu Ghaith ist mit Fatima verheiratet, einer von Bin Ladens Töchtern. Er war im vergangenen Jahr in Jordanien gefasst worden und gilt als der höchste Al-Qaida-Anführer, der bislang in den USA vor Gericht stand. Gaith war im März wegen Verschwörung zum Mord und Unterstützung der Terrororganisation schuldig gesprochen worden. Am Dienstagabend verkündete das New Yorker Gericht nun lebenslange Haft als Strafmaß.

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