Jitzchak Rabin:Seine Familie geht seinen Weg weiter

Jitzchak Rabin hat für eine Aussöhnung mit den Palästinensern gekämpft, und war maßgeblich an dem Friedensschluss von 1993 beteiligt. Am 4. November 1995 wird Rabin von einem rechtsextremistischen jüdischen Studenten erschossen. Seine Familie hält die Erinnerungen an seine Ziele wach.

Birgit Lutz

Jitzchak Rabin kommt am 1. März 1922 in Tel Aviv zur Welt. Seine Eltern sind nicht-religiöse Juden. Sein Vater war von Russland erst in die USA ausgewandert, bevor er als Rekrut der Jüdischen Legion im Ersten Weltkrieg nach Palästina kam. Seine Mutter wanderte ebenfalls von Russland nach Palästina aus.

Jitzchak Rabin: Leah Rabin

Leah Rabin

(Foto: Archiv)

Rabin stellt sein Leben in den Dienst Israels, kämpft erst militärisch und später diplomatisch für Frieden mit den arabischen Nachbarn Israels.

Schon als Jugendlicher tritt er als Freiwilliger der jüdischen Selbstverteidigungsorganisation Hagana bei und wird 1941 mit 19 Jahren Mitglied der neu gegründeten "Palmach", der für den Untergrundkampf zuständigen Elitetruppe der Hagana.

Seine Frau, Leah Rabin, wird 1928 in Königsberg geboren. Wegen der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland emigriert ihre Familie 1933 nach Palästina.

Nach dem Abitur schließt sie sich wie Jitzchak Rabin der Hagana an. Jitzchak und Leah heiraten 1948 während des Unabhängigkeitskriegs und leben in einem Kibbuz. Die beiden bekommen einen Sohn, Yuval, und eine Tochter, Dalia.

Leah steht Jitzchak beratend zur Seite

Leah Rabin sieht sich stets als Beraterin ihres Mannes. An seiner Seite engagiert sie sich für soziale Projekte, führt daneben einen eleganten Lebensstil und pflegt internationale Kontakte.

Im Sechs-Tage-Krieg 1967 wird Rabin durch den israelischen Sieg zum Nationalhelden, da sich der von ihm forcierte Ausbau der Luft- und Panzerwaffe als kriegsentscheidend erweist.

Wechsel zur Diplomatie

Nach diesem militärischen Erfolg wechselt Rabin in den diplomatischen Dienst und ist von 1968-1973 israelischer Vertreter in Washington.

1973 wird er für die Arbeitspartei Abgeordneter in der Knesset und Arbeitsminister.

Nach dem Rücktritt von Golda Meir 1974 bildet Rabin die neue Regierung, die bis 1977 hält, als er wegen Devisenvergehens seiner Frau zur Abgabe der Amtsgeschäfte an Schimon Peres gezwungen ist.

1984 wird Rabin unter der Regierung der Großen Koalition aus Likud und Arbeitspartei Verteidigungsminister. In dieser Zeit gerät er durch das von ihm angeordnete harte Vorgehen gegen den Palästinenseraufstand Intifada in die Kritik.

1992 setzt sich Rabin beim Führungskampf in der Arbeitspartei gegen seinen langjährigen Konkurrenten Peres durch. Bei der Knessetwahl gewinnt die Arbeitspartei gegen den Likud-Block und Rabin wird Regierungschef.

Wahl Rabins bedeutet Hoffnung auf Frieden

Rabins Wahlsieg erzeugte in weiten Teilen der israelischen Bevölkerung Euphorie und Hoffnung auf die Fortsetzung der Friedensgespräche.

Trotz einiger Rückschläge in den Friedensverhandlungen kommt es 1993 zu dem israelisch-palästinensischen Abkommen, das weltweit als Beendigung eines Jahrhundertkonflikts gefeiert wird.

Jitzchak Rabin, Schimon Peres und Jassir Arafat bekommen im Oktober 1994 dafür den Friedensnobelpreis.

Die Realisierung des Abkommens erweist sich jedoch weiterhin als schwierig. Terroraktionen fundamentalistischer Palästinenser und der Widerstand militanter israelischer Siedler tragen dazu ebenso bei wie Rabin selbst: Er findet in der Auseinandersetzung mit den fanatischen jüdischen Fundamentalisten nicht zu einer klaren Linie und lässt sich mehrfach zu Kompromissen hinreißen.

Rabin wird schließlich zur Zielscheibe des Hasses anti-arabischer Extremisten, die keine Zugeständnisse an die Palästinenser dulden wollen.

Am 4. November 1995 erschießt ein rechtsextremistischer jüdischer Student Jitzchak Rabin in Tel Aviv.

"Witwe der Nation"

Seit der Ermordung ihres Mannes versteht sich Leah Rabin als Wahrerin seines politischen Lebenswerks.

In öffentlichen Reden prangert sie die Mitverantwortung von Likud-Politikern und Benjamin Netanjahu für das aufgeheizte politische Klima an, in dem der Mord geschehen konnte.

Die "Witwe der Nation" steht nach dem Attentat im Mittelpunkt des öffentlichen politischen Interesses. In Israel ist sie wegen ihrer offenen Meinungsäußerungen und Anklagen äußerst umstritten, von der Friedensbewegung und im Ausland wird sie jedoch als Botschafterin des Friedens und Symbolfigur für den Aussöhnungsprozeß zwischen Israel und Palästinensern gehandelt.

Mit der Witwe des 1981 ermordeten ägyptischen Staatspräsidenten Anwar el Sadat und auch mit dem Palästinenserführer Arafat hat sie in den letzten Jahren freundschaftliche Beziehungen aufgebaut.

In ihrem 1997 veröffentlichten Buch "Ich gehe weiter auf seinem Weg" schreibt Leah Rabin, auch wenn Jitzchak Rabin sein ganzes Leben für die Sicherheit Israels mit Hilfe einer starken Armee gekämpft habe, sei für ihn immer der "beste Krieg" der gewesen, "den man vermeiden kann".

Leah Rabin stirbt am 12. November 2000 im Alter von 72 Jahren an Krebs.

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