Jemen:Stellvertreterkrieg am Golf von Aden

Jemen: Das iranische Kriegsschiff Alborz verlässt den heimischen Hafen in Richtung Jemen. Offiziell geht es um Schutz vor Piraterie.

Das iranische Kriegsschiff Alborz verlässt den heimischen Hafen in Richtung Jemen. Offiziell geht es um Schutz vor Piraterie.

(Foto: Mahdi Marizad/AP)

Die Vereinigten Staaten kritisieren die Unterstützung Irans für schiitische Milizen in Jemen - rüsten aber selbst Saudi-Arabien auf.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Mit Blick auf den Krieg in Jemen hat US-Außenminister John Kerry eine deutliche Warnung an Iran gerichtet. Die USA würden "nicht tatenlos zusehen, wie eine ganze Region destabilisiert" werde, sagte er in der Nacht zum Donnerstag . Zugleich warf er der Regierung in Teheran vor, die mit ihr verbündeten schiitischen Huthi-Miliz mit Rüstungsgütern zu unterstützen. Es gebe "offensichtlich Lieferungen aus Iran". Mehrere Flüge wöchentlich erreichten Jemen. Iranische Staatsmedien hatten selbst berichtet, dass die halbstaatliche Mahan Air Linienflüge in die Hauptstadt Sanaa aufgenommen habe, nachdem die Huthis im Februar die Regierung des international anerkannten Präsidenten Abd Rabbo Masur Hadi abgesetzt hatten.

Westliche Diplomaten hatten Zweifel angemeldet, dass mit den Flügen "nur wohlmeinende iranische Geschäftsleute ins Land kommen". Wie die Vereinten Nationen dokumentiert haben, hat Iran auch regelmäßig Waffen und Rüstungsgüter an Bord ziviler Maschinen nach Syrien gebracht. Zuletzt hatten aber Saudi-Arabien und seine Verbündeten de facto eine See- und Luftblockade über Jemen durchgesetzt. Die sunnitischen Golfstaaten werfen Iran vor, sich mit Hilfe der Huthis in innere Angelegenheiten eines arabischen Staates einzumischen. Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass Teheran das Vorgehen der Huthis kontrolliert oder steuert, so wie es bei schiitischen Milizen im Irak der Fall ist.

Die USA versuchen in dem Konflikt den mit ihnen verbündeten Golfstaaten unter der Führung Saudi-Arabiens zu demonstrieren, dass sie bereit sind, deren regionale Interessen zu wahren, auch wenn es im Atomstreit mit Iran zu einer endgültigen Einigung kommen sollte. Das Vorgehen Saudi-Arabiens war weithin auch als Zeichen der Unzufriedenheit mit der Haltung von Präsident Barack Obama gegenüber Iran und als Streben nach mehr außen- und sicherheitspolitischer Unabhängigkeit von Washington gewertet worden. Riad hatte die Amerikaner erst in letzter Minute in den Zeitplan und die Details der Militäroperation in Jemen eingeweiht, deren erklärtes Ziel es ist, Hadi wieder die Kontrolle über das Land zu verschaffen.

Die Amerikaner weiteten nun ihre Unterstützung für die Luftangriffe aus, an denen sich neben Saudi-Arabien maßgeblich die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligen, aber auch Kuwait, Bahrain und Katar. So stellten die US-Streitkräfte Geheimdiensterkenntnisse zur Verfügung, und sie betanken saudische Kampfjets in der Luft. Auch wurden ohnehin vereinbarte Waffenlieferungen beschleunigt.

Kerry äußerte seine Warnung einen Tag nachdem Iran eine Fregatte und ein Versorgungsschiff in den Golf von Aden entsandt hatte, offiziell um Schifffahrtsrouten gegen Piraterie zu schützen. Ein Sprecher des saudischen Militärs sagte, Iran habe das Recht, Schiffe in internationale Gewässer zu entsenden, sofern diese Schiffe keine aggressiven Absichten verfolgten. Piraten sind in der Region tatsächlich aktiv; Irans Marine hat das Seegebiet auch in der Vergangenheit angelaufen. Es muss von allen Schiffen passiert werden, die durch die Meerenge Bab al-Mandab ins Rote Meer und in den Suez-Kanal wollen.

In Aden, Jemens zweitgrößter Stadt, dauerten die schweren Gefechte an. Huthi-Milizionäre, die sich mit dem früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh und von ihm kontrollierten Eliteeinheiten des Militärs verbündet haben, rückten mit Panzern und anderen schweren Waffen in ein zentrales Stadtviertel vor. Sie stießen auf erbitterten Widerstand lokaler sunnitischer Stammeskämpfer. Zwar erreichten erste Hilfslieferungen per Schiff die umkämpfte Stadt, doch sind mehrere Viertel weiter von jeder Versorgung abgeschnitten.

US-Verteidigungsminister Ashton Carter warnte, die Terror-Organisation al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel versuche, sich die instabile Situation zu Nutze zu machen und erneut Territorium in Jemen unter ihre Kontrolle zu bringen. Saudi-Arabien und seine Verbündeten haben sich bislang auf Luftangriffe beschränkt. Angesichts der bislang offenbar begrenzten militärischen Wirkung und der Bedrohung durch al-Qaida scheint eine Bodenoffensive allerdings nicht mehr ausgeschlossen zu sein.

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