Jemen:Familie Chrobog ist frei

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Der ehemalige Außenstaatssekretär Chrobog und seine Familie sind nun doch noch im alten Jahr von den Kidnappern freigelassen worden: Nach drei Tagen Geiselhaft befinden sie sich in Sicherheit.

Nach tagelangem Nervenkrieg sind der Ex-Staatssekretär Jürgen Chrobog und seine Familie im Jemen wieder frei. "Ich darf ihnen mitteilen, dass Jürgen Chrobog, seine Frau und seine drei Söhne sich wieder in Sicherheit befinden", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

Die Familie sei in der Obhut jemenitischer Behörden und mit dem Hubschrauber auf dem Weg in die Hafenstadt Aden. Wie aus der Umgebung des jemenitischen Präsidenten verlautete, erhielten die Entführer im Gegenzug für die Freilassung die Zusage, dass fünf ohne Anklage inhaftierte Stammesangehörige in den nächsten Tagen vor Gericht gestellt werden.

Die fünf Ex-Geiseln hätten die Entführung "ohne Schäden an Leib und Seele" überstanden, sagte Steinmeier. Er habe bereits mit Chrobog telefoniert.

"Zufälliges Opfer"

Die vergangenen Tage seien aber trotz der fairen Behandlung durch die Entführer eine "riesige Belastung" für die Familie gewesen. Genauere Angaben über den Hintergrund der Entführung wollte Steinmeier nicht machen. Alles deute aber darauf hin, dass Chrobog "zufälliges Opfer" der Entführung geworden sei, die auf Streitigkeiten innerhalb des Stammverbandes zurückzuführen sei.

So sollen die Entführer gefordert haben, entweder fünf inhaftierte Mitglieder des eigenen Stammes freizulassen oder fünf Mitglieder eines rivalisierenden Clans ebenfalls vor Gericht zu stellen. Nach ARD-Informationen werden die fünf Inhaftierten nun zusammen mit fünf Mitgliedern des verfeindeten Stammes vor Gericht gestellt.

Den Entführern zufolge schwelt der Konflikt zwischen den zwei Clans, in dessen Verlauf bereits mehrere Menschen getötet wurden, seit 1993.

Am Freitagabend hatten sich die Anzeichen für einen glücklichen Ausgang der Entführung Chrobogs und seiner Familie verdichtet. Berichte, wonach die Freilassung unmittelbar bevorstehe, bestätigten sich dann jedoch nicht.

Der 65-jährige Chrobog, seine Frau und seine drei Söhne waren am vergangenen Mittwoch während eines Weihnachtsurlaubs in der Region Schabwa, 480 Kilometer östlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa, entführt worden.

Privater Besuch im Jemen

Nach Informationen des Focus war Chrobog zu einem "vollständig privaten Besuch" in den Jemen gereist. "Herr Chrobog hatte seinen Wunsch geäußert, in den Jemen zu kommen", sagte Jemens Vize-Außenminister Mohi el Dhabbi dem Nachrichtenmagazin. Er habe für seinen Freund lediglich "einige Arrangements getroffen".

Der Minister dementierte damit die bislang bekannte Version, die Chrobogs seien auf Einladung der jemenitischen Regierung ins Land gereist.

Steinmeier dankte insbesondere dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh und seinem Kollegen Abu Bakr Abdallah El Kurbi sowie dessen Vize Dhabbi. Die Bundesregierung hatte die Regierung in Sanaa stets um eine gewaltfreie Beendigung der Entführung auf dem Verhandlungswege gebeten. Die jemenitische Seite hatte ihrerseits Berlin einen Verzicht auf Gewalt zugesichert.

Chrobog war unter der rot-grünen Bundesregierung Staatssekretär im Auswärtigen Amt gewesen und hatte sich selbst um die Beendigung von Geiselnahmen durch Verhandlungen gekümmert. So war er im Jahr 2003 maßgeblich für den glücklichen Ausgang eines Geiseldramas in der Sahara verantwortlich, bei dem deutsche Touristen mehrere Monate in der Gewalt von Entführern waren.

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