Jemen:Dutzende Tote bei schwerem Anschlag in Sanaa

  • Mehr als 40 Tote bei Anschlag auf Polizeiakademie in Sanaa. Eine Nachrichtenseite berichtet von Schüssen direkt nach der Explosion.
  • Menschenrechtler: 7000 Menschen sterben 2014 durch Gewalt im Jemen.

Bei einem schweren Anschlag im Zentrum der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind am Mittwochmorgen Dutzende Menschen getötet worden. Nach Angaben der Sicherheitskräfte sowie Ärzten zufolge ereignete sich der Autobombenanschlag vor einer Polizeiakademie. Dort waren zu dem Zeitpunkt zahlreiche Menschen wegen einer Rekrutierungsveranstaltung versammelt. Laut Angaben der Ausbildungsstätte wurden dabei mehr als 40 Menschen getötet. Dutzende seien verletzt worden, hieß es von Seiten der Akademie weiter.

Die meisten Opfer seien Studenten. Demnach explodierte vor den Toren der Akademie eine Autobombe. Die jemenitische Nachrichtenseite Al-Masdar Online berichtete zudem von Schüssen unmittelbar nach dem Anschlag. Die Polizeiakademie liegt in unmittelbarer Nähe zum Verteidigungsministerium sowie zur saudischen Botschaft.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Der Jemen wird seit dem erzwungenen Rücktritt des langjährigen Machthabers Ali Abdullah Salih Ende 2011 von Gewalt und schweren politischen Unruhen erschüttert.

Täter unklar

Bisher hat sich noch keine Gruppe zu dem Anschlag bekannt. Doch in der Vergangenheit hatte die Terrororganisation al-Qaida vermehrt Anschläge in Sanaa verübt. Sie zielt vor allem auf Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen, die seit vergangenem Jahr die Hauptstadt und große Teile des Landes kontrollieren. Erst am Sonntag hatte es im Jemen einen Anschlag auf schiitische Huthi-Milizen in Dhamar südlich von Sanaa gegeben. Dabei wurden vier Menschen getötet, darunter auch ein Fernsehreporter.

Menschenrechtler: 7000 Menschen starben 2014 durch Gewalt

Der Jemen hat nach Einschätzung von Menschenrechtlern knapp vier Jahre nach dem Arabischen Frühling 2014 das "schlimmste Jahr" seiner Geschichte durchlitten. In dem arabischen Land seien vergangenes Jahr mehr als 7000 Menschen getötet worden, dreimal mehr als im Revolutionsjahr 2011, teilte das Forschungszentrum "Abaad" im Jemen in einer am Sonntag veröffentlichten Studie mit. Der Übergangsprozess nach dem Sturz von Salih sei gescheitert, der Staat werde von "Gewalt und Waffen" beherrscht.

Nach Angaben des "Abaad"-Zentrums seien bei den Zusammenstößen bis zu 5000 Huthis, rund 500 Al-Qaida-Anhänger und rund 1000 jemenitische Soldaten getötet worden. Weiterhin seien rund 1200 Zivilisten ums Leben gekommen. Die Huthi hätten zudem 70 Prozent der militärischen Einrichtungen des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht.

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