In einem Altenheim in Kawasaki hat ein junger Pfleger drei greise Patienten vom Balkon in den Tod gestoßen: einen 87-jährigen Mann und zwei Frauen, 86 und 96 Jahre alt. Nach seiner Verhaftung sagte er, die Alten seien ihm auf die Nerven gegangen. Der Dreifach-Mord ist in seiner Radikalität ein Einzelfall, aber er verrät doch, dass Japans Altenpflege in einer Krise steckt. Das Gesundheitsministerium hat für 2014 mehr als 300 Fälle schwerer Misshandlungen alter Patienten in Pflegeeinrichtungen gemeldet.
Japan:Ein Land sieht alt aus
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Hohe Lebenserwartung, niedrige Geburtenrate - Japan altert so schnell wie kein anderes Land. In 20 Jahren werden 40 Prozent der Bevölkerung Rentner sein.
Bild: Yuriko Nakao/Bloomberg -
Die japanische Regierung fordert die alten Leute in den Großstädten auf, aufs Land zu ziehen, um Jüngeren Platz zu machen.
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Die Altenpflege in Japan lässt zu wünschen übrig: zu wenig Pflegeplätze und zu wenig Personal, das oft auch noch überfordert und unterbezahlt ist.
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Auf dem Land pflegen deshalb viele 75-Jährige ihre über 95-jährigen Eltern.
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Die Regierung setzt aber nicht auf die naheliegendste Lösung, junge Leute als Pflegepersonal aus Südostasien ins Land zu holen, sondern will lieber mehr Roboter einsetzen.
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Fit halten: Die Älteren müssen sehen, wer sich um sie kümmern wird. Der in Japan einst traditionelle Mehrgenerationen-Haushalt ist zur Ausnahme geworden.
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Japan vergreist, und die Regierung hat kein Rezept gegen die demografische Krise. Mit Rentnern geht man recht kaltblütig um: Sie werden aufs Land abgeschoben oder müssen sich nützlich machen.
Von Christoph Neidhart, Tokio
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