10 Jahre Nato-Luftangriffe gegen Jugoslawien:"Wir führen keinen Krieg"

Vor zehn Jahren startete die Nato ihre Luftangriffe auf Jugoslawien. Der Einsatz deutscher Kampflugzeuge löste bundesweit Proteste aus - und brachte Bundeskanzler Gerhard Schröder in Erklärungsnot. In Bildern.

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Kosovo Demonstration 1998 Reuters

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Vor zehn Jahren, am 24. März 1999, startete die Nato ihre Luftangriffe auf Serbien. Der Einsatz deutscher Kampfflugzeuge löste bundesweit Proteste aus - und brachte Bundeskanzler Gerhard Schröder in Erklärungsnot.

März 1998: In Pristina, der Haupstadt der serbischen Provinz Kosovo, protestieren Albaner gegen die Regierung in Belgrad. Sie stellen 90 Prozent der Bevölkerung. Seit der serbische Präsident Slobodan Milosevic 1989 die Aufhebung der Autonomie Kosovos veranlasste, hatte sich ihre Situation verschlechtert. Es gab kein albanischsprachiges Schulwesen mehr, Albaner wurden enteignet und ihre Vereine und politischen Parteien waren verboten.

Die Proteste sind nicht nur friedlich.

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UCK Kosovo 1998 AP

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Bereits im Februar 1998 eskalierte die Unzufriedenheit. Die sogenannte Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) beginnt den bewaffneten Kampf gegen staatliche Einrichtungen und die serbische Zivilbevölkerung. Hier bewacht ein UÇK-Kämpfer einen Checkpoint in Suva Reka, 40 km nördlich von Pristina.

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Kosovo 1998 AP

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Die jugoslawische Armee und serbische Sondereinheiten schlagen hart zurück. In dem Dorf Batusa, 80 km südwestlich von Pristina, laden jugoslawische Soldaten die Körper getöteter UÇK-Soldaten in einen Truck. Bei den Kämpfen...

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Kosovo 1998 Reuters

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...kommt es auch zu schweren Übergriffen auf die Zivilbevölkerung - von "ethnischen Säuberungen" ist die Rede.

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Kosovo Duz 1998 AP

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Obwohl die Nato inzwischen mit Luftangriffen droht, flammen immer wieder Kämpfe auf. Der Krieg und seine Spuren: Hier betrauern albanische Familien in Duz, im Norden des Kosovo, Verwandte, die von serbischen Einheiten getötet wurden. Insgesamt fielen den Auseinandersetzungen nach Angaben des Internationalen Kriegsverbrechertribunals bis zu 10.000 Menschen auf beiden Seiten zum Opfer.

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Fischer Milutinovic 1999 Rambouillet AP

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6. Februar 1999: Unter der Vermittlung der Nato beginnen schließlich im französischen Schloss Rambouillet Gespräche zwischen der jugoslawischen Führung und den Führern der Kosovo-Albaner. Auch Außenminister Fischer (links) kommt zu Besuch und redet hart auf den serbischen Präsidenten Milan Milutinovic (rechts) ein. Schließlich wird ein Friedensvertrag ausgehandelt, der eine umfassende Autonomie für den Kosovo, die Entwaffnung der UÇK und die Stationierung von Nato-Truppen vorsieht. Doch der Entwurf scheitert: Jugoslawien weigert sich am 23. März den militärischen Teil des Abkommens zu unterschreiben, da es seine staatliche Souveränität bedroht sieht.

Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien erhebt zwei Monate später Anklage gegen Milutinovic wegen Kriegsverbrechen. Doch am 26. Februar 2009 wird Milutinovic freigesprochen - das Gericht sah die Vorwürfe als nicht hinreichend bewiesen an.

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Nato Luftangriffe Serbien 24.März 1999 AP

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Einen Tag nach der Weigerung zu dem Abkommen, am 24. März, beginnt die Nato ihre Luftangriffe auf Jugoslawien. Es ist die erste große Kriegshandlung der Nato, an der sich praktisch alle 19 Mitglieder beteiligen. Auch Deutschland schickt Kampfflugzeuge. In einer Fernsehansprache sagt Bundeskanzler Gerhard Schröder: "Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen."

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Luftangriffe Serbien Nato 1999 Reuters

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Kampfbomber attackieren Stellungen der jugoslawischen Armee im Kosovo, aber auch strategische Ziele in Serbien und Montenegro. Beim Angriff auf die Raffinierie von Novi Sad wird auch die Donaubrücke zerstört. Insgesamt 38.000 Einsätze werden geflogen. Die Nato wertet den Angriff als Erfolg: "Die schlimmste ethnische Säuberung, die wir während eines halben Jahrhunderts in Europa gesehen haben, wurde gestoppt und rückgängig gemacht", sagt Nato-Generalsekretär Lord Robertson.

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10.Juni 1999 Kosovo Nato dpa

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Am 10. Juni 1999 zieht sich die jugoslawische Armee aus dem Kosovo zurück. Nato-Truppen marschieren ein und übernehmen die Kontrolle über das Gebiet. Bis 2008 bleibt der Kosovo eine Art Protektorat der Vereinten Nationen: Völkerrechtlich ist die Provinz noch Teil Jugoslawiens beziehungsweise des Nachfolgestaats Serbien. Bis heute sichert die Kfor-Friedenstruppe das Gebiet.

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Unabhängigkeit Kosovo 2008 AFP

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17. Februar 2008: Das Parlament des Kosovo erklärt die Unabhängigkeit, was 54 der 192 UN-Mitgliedstaaten anerkennen. Die Kosovaren feiern auf den Straßen und zeigen stolz ihre neue Landesflagge in der Hauptstadt Pristina.

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Mitrovica 2008 Kfor Kosovo Unabhängigkeit AFP

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Der Gegensatz zwischen der albanischen Bevölkerungsmehrheit im Kosovo und der serbischen Minderheit bleibt jedoch bestehen. Die Wut der Serben gegen die Unabhängigkeit richtet sich auch gegen die Kfor und die UN. In der ethnisch geteilten Stadt Mitrovica beschießen aufgebrachte Serben UN-Polizisten und Kfor-Verbände und zünden Fahrzeuge an.

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