20 Jahre nach Genozid:Was die Welt Ruanda schuldet

Einer der Völkermörder von Ruanda wurde in Paris verurteilt. 20 Jahre nach dem Genozid ist das ein wichtiges Signal - doch es ist nur ein Anfang.

Ein Kommentar von Tobias Zick

Während in Ruanda dieser Tage die Gedenkfackeln für die 800 000 Opfer des Genozids vor 20 Jahren entzündet werden, kommt aus dem fernen Paris ein immerhin hörbares Signal. Die dortige Justiz hat am Freitag einen der damaligen Anstifter zu 25 Jahren Haft verurteilt.

Es ist das erste Mal, dass Frankreich einen der Völkermörder zur Rechenschaft zieht und zugleich der Debatte über die eigene Mitverantwortung neuen Raum eröffnet. Paris hatte das damalige Regime mit Waffenlieferungen und Militärtraining aufgerüstet - und dann das Abschlachten der Tutsi-Minderheit geschehen lassen. Die Erinnerungen daran sind in Ruanda sehr lebendig.

Auch wenn dem ostafrikanischen Land seit dem Genozid mit internationaler Hilfe ein Wiederaufbau gelungen ist: Ausgestanden sind die Folgen von 1994 nicht. Viele Überlebende sind traumatisiert, die Region ist alles andere als befriedet. Einige der Völkermörder von damals marodieren noch heute durch den benachbarten Ostkongo. Unter den Augen Frankreichs und der Vereinten Nationen konnten sie sich seinerzeit dort neu formieren.

Beim Gedenken an die Genozid-Opfer von 1994 wäre es angebracht, auch Kerzen für die Opfer der folgenden Kongokriege anzuzünden. Es sind, wenn man die Hungertoten einrechnet, mindestens drei Millionen. Aufzuarbeiten gibt es für die internationale Gemeinschaft viel. Das Pariser Urteil war nur ein Anfang.

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