65 Jahre nach Hiroshima:Späte Geste

Mit Botschafter John Roos hat erstmals ein US-Gesandter an der Gedenkfeier in Hiroshima teilgenommen. Die Opfer eigener Kriege werden in den USA als Helden verehrt - die Opfer anderer Länder werden hingegen lieber vergessen oder verschwiegen.

Henrik Bork

65 Jahre sind vergangen, seit ein Atompilz über Hiroshima in den Himmel wuchs, doch erst jetzt schicken die USA erstmals einen Gesandten zur jährlichen Gedenkfeier. Dass es so lange gedauert hat, bis Washington zu dieser humanitären Geste bereit war, sagt viel aus über das amerikanische Geschichtsverständnis.

65 Jahre nach Hiroshima: Der amerikanische Botschafter in Japan, John Roos, wird von Hiroshimas Bürgermeister Tadatoshi Akiba begrüßt. Roos ist der erste US-Gesandte, der an einer Gedenkfeier des Atombombenabwurfs teilnimmt.

Der amerikanische Botschafter in Japan, John Roos, wird von Hiroshimas Bürgermeister Tadatoshi Akiba begrüßt. Roos ist der erste US-Gesandte, der an einer Gedenkfeier des Atombombenabwurfs teilnimmt.

(Foto: AFP)

Die Opfer eigener Kriege werden in den USA als Helden verehrt. Die Opfer anderer Länder, sogar die ums Leben gekommenen Zivilisten, werden hingegen lieber vergessen oder verschwiegen.

Immerhin hatte der amerikanische Botschafter John Roos schon im vergangenen Herbst als erster Vertreter der US-Regierung das Friedensmuseum in Hiroshima besucht. Das, und seine jetzige Teilnahme an der Gedenkfeier sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Allerdings hätten viele Japaner von dieser US-Regierung unter Barack Obama mehr erwartet als eine stumme Teilnahme des US-Botschafters, wie sie Medienberichten zufolge wohl zu erwarten ist. Präsident Obama selbst hatte mit seiner Rede in Prag im April 2009, in der er sich zu dem langfristigen Ziel einer Welt ohne Nuklearwaffen bekannte, in Japan große Hoffnungen geweckt.

Im einzigen Land, das jemals zum Opfer von Atombomben wurde, ist die Erinnerung an den Horror dieser Waffe noch immer äußerst lebendig. Viele Menschen hatten von dem Friedensnobelpreisträger und Nuklearwaffengegner Obama daher schon bei seinem ersten Besuch in Japan einen Besuch in Hiroshima oder Nagasaki erwartet.

Doch der US-Präsident hatte dazu keine Zeit. Diesmal fordern einige der Hibakusha genannten Überlebenden vom US-Botschafter eine Entschuldigung für die Atombombenabwürfe. Auch diese Hoffnung wird wohl wieder enttäuscht werden.

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