50 Jahre Kuba-Krise:Bereit zur Blockade

An diesem Sonntag vor 50 Jahren wurden im Weißen Haus die Details festgelegt: Der damalige Präsident John F. Kennedy war fest entschlossen, die Konfrontation mit Moskau zu wagen und eine Blockade über Kuba zu verhängen. Bis zu diesem Punkt der Krise wussten nur wenige Menschen überhaupt, dass es sie gibt. Doch das sollte nicht lange so bleiben.

Hubert Wetzel

John F. Kennedy bei Fernsehansprache an die Nation zum Ende der Kubakrise, 1962

John F. Kennedy war bereit zur Konfrontation.

(Foto: DPA)

Am 20. und 21. Oktober 1962 war die Kuba-Krise eine gute Woche alt. US-Präsident John F. Kennedy hatte sich zu diesem Zeitpunkt zwar mehr oder weniger festgelegt, die sowjetischen Atomraketen auf der kommunistisch beherrschten Insel nicht durch einen überraschenden Luftangriff zu zerstören. Doch er war entschlossen, die Konfrontation mit Moskau zu wagen: Er wollte eine Blockade über die Insel verhängen. Kuba sollte durch die US-Marine von der Außenwelt abgeschnitten, alle Schiffe, die weiteres Waffenmaterial brachten, sollten aufgehalten werden.

Am 21. Oktober wurden im Weißen Haus die Details festgelegt. Schiffe, die sich der Blockadelinie näherten, sollten zunächst zum Stoppen aufgefordert werden. Fuhren sie trotzdem weiter, durfte der US-Kommandeur dem anderen Schiff einen Warnschuss vor den Bug setzen. Zeigte das keine Wirkung, waren die amerikanischen Kapitäne befugt, die Ruderanlage des gegnerischen Schiffes durch einen Schuss zu zerstören - nicht aber, es zu versenken. Die Blockade sollte in einer Rede an die Nation und die Welt angekündigt werden.

Zunächst sollte die Blockade nur die Lieferung weiterer Raketen verhindern und Moskau zeigen, dass die USA es ernst meinten. Offen blieb dabei, wie Washington die Sowjets dazu bringen konnte, die bereits auf Kuba stationierten Raketen wieder abzuziehen. Bei einer Sitzung im Weißen Haus am 20. Oktober machte dazu der amerikanische UN-Botschafter Adlai Stevenson einen Vorschlag. Die USA, so der Diplomat, sollten den Sowjets ein Geschäft anbieten: Ziehe Moskau die Raketen aus Kuba ab, so werde Amerika seine jüngst in der Türkei stationierten atomaren Mittelstreckenraketen vom Typ Jupiter wieder abbauen. Diese waren militärisch ohnehin von geringem Wert, aber für Moskau eine Provokation. Allerdings wollte der Nato-Partner Türkei nicht auf dieses Symbol amerikanischer Solidarität verzichten. Die Reaktion unter Kennedys Beratern auf Stevensons Vorschlag war fast einhellig ablehnend. Der Präsident jedoch hatte, wie sich später zeigen wird, genau zugehört.

Erstaunlich war, dass bis zu diesem Punkt der Krise nur wenige Menschen überhaupt wussten, dass es sie gab. Lediglich der US-Präsident, einige Minister, Generäle und Berater sowie ein paar andere Regierungsmitarbeiter waren eingeweiht. Weder wussten die Sowjets oder Kubaner, dass die Amerikaner die Raketen entdeckt hatten, noch wusste die Welt, dass sie auf einen Krieg zwischen den Atommächten zusteuerte. Doch irgendjemand quatschte. Am Abend des 20. Oktober kam James Reston, der Bürochef der New York Times, der Geschichte auf die Spur. Am nächsten Tag wussten die Washingtoner Korrespondenten Bescheid. Kennedy bat daher mehrere wichtige Verleger persönlich darum, nichts zu veröffentlichen. Die Medien hielten dicht.

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