70 Jahre Angriff auf Pearl Harbor:Bomben aus blauem Himmel

Heimtückisch und verheerend: Der Angriff der Japaner vor genau 70 Jahren traf die USA völlig unvorbereitet - auch wenn das Verschwörungstheoretiker bis heute nicht glauben.

Kurt Kister

Das englische Wort infamy kann Schande bedeuten, aber auch Heimtücke oder Niedertracht. Am 8. Dezember 1941, als auf der fernen Pazifik-Insel Oahu, die zu Hawaii gehört, noch die Wracks amerikanischer Kriegsschiffe rauchten und Soldaten und Matrosen an ihren am Vortag erlittenen Verletzungen starben, nannte Präsident Franklin D. Roosevelt den 7. Dezember 1941 in einer Rede vor beiden Häusern des Kongresses "a date which will live in infamy".

70 Jahre Angriff auf Pearl Harbor: 7. Dezember 1941: Das Schlachtschiff USS West Virginia brennt im Hafen von Pearl Harbor.

7. Dezember 1941: Das Schlachtschiff USS West Virginia brennt im Hafen von Pearl Harbor.

(Foto: AP)

Für die meisten Amerikaner bedeutete nicht der 1. September 1939 den Kriegsbeginn, sondern jener 7. Dezember vor siebzig Jahren. Zum ersten Mal seit 1814 attackierte wieder eine ausländische Macht amerikanisches Territorium.

Der Angriff der japanischen Marine auf Pearl Harbor, Hauptstützpunkt der US Navy im Pazifik, kam überraschend - auch wenn bis heute Verschwörungstheoretiker dies nicht glauben, weil sie Roosevelt eine Kabale unterstellen, um die USA gegen den im Lande grassierenden Isolationismus in den Krieg zu zwingen.

Japan jedoch suchte diesen Krieg gegen die USA und die europäischen Kolonialmächte im pazifischen Raum, weil es seine Abhängigkeit von importierten Rohstoffen und Öl durchbrechen wollte. (Im Juli 1941 hatten die USA ein vollständiges Ölembargo gegen Japan wegen dessen Kriegsführung in Asien verhängt.)

Blutige Vision von Nippons Großreich

Außerdem verfolgten die Generäle des Tennos ihre blutige Vision von einer japanisch beherrschten, großasiatischen Wohlstandssphäre zwischen China und den Inseln des Pazifiks. Dem standen die USA im Weg - am deutlichsten auf den Philippinen. Tokio wollte den Konflikt, die kaiserliche Marine begann ihn zu ihren Bedingungen in Pearl Harbor.

Um 7.55 Uhr Ortszeit am 7. Dezember fielen die ersten Bomben vom blauen Morgenhimmel; in zwei Wellen attackierten rund 350 japanische Flugzeuge, die von sechs Trägern im Pazifik aus gestartet waren, US-Schiffe und Flugplätze im Hafen und auf der Insel. Abgesehen von den Marinefliegern beteiligten sich eine Handvoll japanischer Kleinst-U-Boote an dem Angriff, die allerdings alle verlorengingen.

Acht riesige, aber alte Schlachtschiffe der US-Navy waren in der Battleship Row am Ostrand der Ford-Insel im Hafen vertäut. Alle wurden getroffen, etliche schwer beschädigt. Bis auf die Arizona und die Oklahoma wurden alle wieder repariert; die meisten der in Pearl Harbor beschädigten Dickschiffe, Kreuzer und Zerstörer kamen später im Pazifik-Krieg noch zum Einsatz.

Die Arizona, von einer Explosion ihrer eigenen Munition zerstört, liegt bis heute als Mahnmal und Matrosenfriedhof - 1177 Mann der Besatzung starben - im relativ flachen Wasser vor der Ford-Insel.

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