Italien:Romano Prodi fordert Berlusconi heraus

Der frühere Chef der EU-Kommission wird bei der Parlamentswahl im Mai 2006 als Spitzenkandidat des linken Oppositionsbündnisses antreten. Er erhielt etwa 75 Prozent der Stimmen bei den erstmals ausgetragenen Vorwahlen.

An der erstmals in Italien abgehaltenen Vorwahl nach dem Vorbild der "Primaries" in den USA beteiligten sich mehr als drei Millionen Wähler. Wahlberechtigt waren alle, die eine Gebühr von einem Euro zahlten und sich als Wähler des Oppositionsbündnisses ausgaben.

Überschattet wurde die Wahl durch die Ermordung eines Regionalpolitikers in Süditalien. In der Ortschaft Locri in Kalabrien wurde am Sonntag ein Regionalpolitiker erschossen. Nach Angaben der Polizei feuerten zwei maskierte Männer auf den 54-jährigen Francesco Fortugno, der an der Vorwahl für den linken Spitzenkandidaten teilnehmen wollte. Fortugno war Vize-Präsident des Regionalrats. Die Polizei vermutete die Mafia hinter dem Mordanschlag.

Sieben Kandidaten, ein Sieger

"Das Ergebnis erlaubt es mir, diese Aufgabe mit Freude anzugehen", sagte Prodi. Der 65-Jährige, der bereits von 1996 bis 1998 italienischer Regierungschef war, will für das linksgerichtete Bündnis L'Unione antreten, das neun Parteien vereint. Sieben Politiker hatten sich um die Kandidatur beworben.

Prodis stärkster Rivale, der Alt-Kommunist Fausto Bertinotti, kam abgeschlagen mit rund 16 Prozent der Stimmen auf Platz zwei. An der Vorwahl konnten alle Italiener teilnehmen, die eine Verwaltungsgebühr von einem Euro zahlten und sich zu den Zielen des Mitte-links-Bündnisses bekannten.

Prodi wird damit im Mai kommenden Jahres aller Voraussicht nach gegen den rechtskonservativen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi antreten. In einer ersten Reaktion sagte Berlusconi, Prodi habe nur eine Chance, die Wahlen zu gewinnen: "indem er nur die Linkswähler abstimmen lässt, so wie er es heute getan hat".

Prodi sagte, die starke Beteiligung an der Vorwahl sei eine Antwort der Wähler auf die von Berlusconi durchgesetzte Änderung des Wahlrechts. Das italienische Abgeordnetenhaus hatte am Donnerstag für die Wiedereinführung des 1993 per Referendum abgeschafften Verhältniswahlrechts gestimmt. Die Mitte-links-Opposition wirft der Regierung vor, mit der Wahlrechtsreform ihre Chancen bei den Parlamentswahlen im kommenden Jahr erhöhen zu wollen.

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