Eingetragene Pertnerschaften:Katholische Kirche leistet Widerstand gegen Homo-Ehe in Italien

Eingetragene Pertnerschaften: Auf dem Laufsteg ist man schon so weit: Mode für Homo-Paare in Rom.

Auf dem Laufsteg ist man schon so weit: Mode für Homo-Paare in Rom.

(Foto: Domenico Stinellis/AP)

Italien debattiert über die Einführung eingetragener Partnerschaften für Homosexuelle - und die Kirche redet mächtig rein.

Von Oliver Meiler, Rom

Wenn Gesetzgeber komplizierte Formulierungen wählen, ist das oftmals suspekt. Oder besonders vorsichtig. In Italien diskutiert die Politik gerade über sogenannte "Formazioni sociali specifiche", etwa: Spezifische gesellschaftliche Bündnisse. Eine Verbalverrenkung sondergleichen. Gemeint sind Partnerschaften homosexueller Paare. Nur mögen selbst die, die das Geschäft ins Parlament trugen, es nicht beim Namen nennen, weil sie den Widerstand wortgewaltiger katholischer Gegner fürchten. Vielleicht ist Premier Matteo Renzi und seiner linken Regierung mit dieser Taktik mehr Glück beschieden als seinen Vorgängern. In den vergangenen 30 Jahren scheiterten gleich mehrere Kabinette, rechte wie linke, beim Versuch, das Land in dieser Frage voranzubringen.

Renzi lehnt sich ans deutsche Modell an: die eingetragenen Partnerschaften. Rechte und Pflichten gleichgeschlechtlicher Paare sollen an jene heterosexueller Eheleute angeglichen werde - ohne das Siegel der Ehe.

Die Kirche redet mit

Von den 20 europäischen Ländern, die bereits ein Gesetz auf dem Gebiet verabschiedet haben, wählten sieben diese Version, während 13 die Homo-Ehe einführten, unter anderem auch Spanien. Natürlich führen die italienischen Befürworter des Gesetzes nun vor allem das spanische Beispiel mahnend an, weil es dem italienischen am ehesten ähnelt: Wie in Spanien redet auch in Italien die katholische Kirche in gesellschafts- und moralpolitischen Fragen gerne mit und mächtig rein - und wie in Spanien ist auch in Italien die Bevölkerung in diesen Fragen aufgeschlossener als die Anhänger der Kirche im Parlament. In Umfragen sagen zwei Drittel der Italiener, dass sie zivile Partnerschaften von Homosexuellen, sogenannte "Unioni civili", begrüßen würden. Und immerhin jeder zweite Italiener hätte auch nichts gegen die Homo-Ehe. Weit kontroverser wird hingegen die Frage verhandelt, ob homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen. Da sinkt der Zuspruch deutlich. In diesem Punkt ist auch die Auseinandersetzung in und unter den italienischen Parteien am größten. Das Gesetz sieht zwar lediglich die "Stepchild Adoption" vor, also die Adoption von Kindern, die ein Partner in die Beziehung mitbringt, durch den jeweils anderen Partner.

Aber selbst diese Zwischenform erhitzt die Gemüter so sehr, dass der regierende Partito Democratico auch seinen eigenen Mitgliedern für die bald anstehende Abstimmung im Senat Gewissensfreiheit einräumt. Für die virulentesten Gegner aus dem christdemokratischen Lager ist die Adoptionsformel eine Vorstufe zur Leihmutterschaft und das Gesetz insgesamt eine Art Vorhölle, weil es, wie sie behaupten, heimlich eben doch die Homo-Ehe einführe: "Wenn ein Tier wie ein Hund bellt", sagte zum Beispiel Maurizio Sacconi, Senator des mitregierenden Nuovo Centrodestra, "dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch ein Hund ist."

Noch liegen im Senat 1500 Änderungsanträge, die einer Behandlung harren. Premier Renzi rechnet dennoch bis Ende des Jahres mit einer Mehrheit für sein Gesetz. Wahrscheinlich werden etliche liberale Gemüter aus Berlusconis Forza Italia mit der Linken stimmen. Für dieses eine Mal dürfte auch Beppe Grillos Protestpartei Movimento 5 Stelle, die sonst auf Totalopposition angelegt ist, an der Neugestaltung des Landes teilnehmen. Für eine Mehrheit sollte es also reichen.

"Attacke gegen die Familie"

Und so verschärft die italienische Bischofskonferenz den Ton. Ihr Generalsekretär, Monsignor Nunzio Galantino, ließ am Wochenende ausrichten, dass die Kirche das Gesetz für eine "Attacke gegen die Familie" halte. Galantino hofft auf die Reaktion der Straße - etwa auf die Mobilisierungskraft der katholischen Bürgerbewegung "Si alla famiglia" - Ja zur Familie. Sie orientiert sich an ihrem Pendant aus Frankreich, der Organisation "Manif pour tous" und an deren Großdemonstrationen gegen die Homo-Ehe vor zwei Jahren. In Italien scheint die Glut im Volk aber weniger angefacht zu sein, allem Alarmismus der Kirche zum Trotz.

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