Italien:Italienischer Senat billigt Gesetz für gleichgeschlechtliche Partnerschaften

Vertreter von Homosexuellen kritisieren das Gesetz: Es gehe nicht weit genug.

Der italienische Senat hat mit großer Mehrheit die Anerkennung von Lebenspartnerschaften für Homosexuelle gebilligt. Die Senatsabgeordneten sprachen sich mit 173 zu 71 Stimmen für das Gesetz aus. Ministerpräsident Matteo Renzi sprach schon vor der Abstimmung von einem historischen Schritt in dem einst streng katholischen Land.

Am Nachmittag hatte die Regierung unter anderem die Passage gestrichen, wonach Homosexuelle leibliche Kinder ihres Partners adoptieren können, wenn diese keinen weiteren anerkannten Elternteil haben. Das Gesetz sieht aber vor, dass die gleichgeschlechtlichen Partner den Nachnamen des jeweils anderen annehmen können.

Aktivisten der Schwulen und Lesben reagierten verbittert auf die Verwässerung des Gesetzentwurfs. "Dafür haben wir nicht 30 Jahre gewartet", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von etwa 30 Homosexuellenvereinigungen. Für übernächsten Samstag kündigten sie eine große Demonstration in Rom an.

Homoehe in Italien
:Homoehe in Italien - es wäre die letzte Bastion, die fällt

Bald könnte der Gesetzentwurf den Senat passieren. Für Gustav Hofer und Partner Luca Ragazzi wäre es das Ende einer diskriminierenden Lebenssituation.

Interview von Dorothea Grass

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte rügt Italien

Das mehrheitlich katholische Italien ist das einzige westeuropäische Land, das gleichgeschlechtliche Partnerschaften bisher rechtlich nicht anerkennt. Vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hatten im vergangenen Jahr mehrere gleichgeschlechtliche Paare aus Italien geklagt. Das Gericht hatte ihnen Recht gegeben: Italien habe es versäumt, homosexuellen Paaren Rechte einzuräumen, die Menschen in dauerhaften Partenerschaften zustünden, so etwa Erbschaften.

Regierungschef Matteo Renzi hatte angekündigt, er werde notfalls die Vertrauensfrage stellen, um das Gesetz durchzubringen. Die Vorlage muss jetzt noch das Abgeordnetenhaus passieren. Dort verfügen Renzi und seine Demokratische Partei über eine stabilere Mehrheit als.

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