Italien:Faktor B.

Wie Berlusconi seinem Land eine gefährliche Koalition ersparen könnte.

Von Oliver Meiler

Italien hat gelernt, Silvio Berlusconi nicht zu unterschätzen, nie. Auch jetzt nicht, da er 81 ist und nur noch mäßig populär. Seine Forza Italia hat bei den jüngsten Parlamentswahlen 14 Prozent der Stimmen gewonnen, so wenig wie nie zuvor. Die Partei ist damit nur noch zweite Kraft im Rechtslager, hinter der viel radikaleren Lega. Doch der "Fattore B.", der Faktor B., wie Berlusconis Einfluss auf die politische Szene des Landes genannt wird, ist noch immer groß. Er blockiert gerade die Regierungsbildung, und wahrscheinlich ist das ein Segen.

Es ist nämlich so, dass die Chefs der populistischen, europakritischen und prorussischen Parteien Lega und Cinque Stelle, Matteo Salvini und Luigi Di Maio, wohl bereits zueinandergefunden hätten, würde Berlusconi sich nicht trotzig querstellen. Beide fordern sie den Alten auf, einen Schritt zur Seite zu machen, damit sie ohne seinen Schatten regieren können. Und doch wollen sie nicht dasselbe. Di Maio will B. ganz draußen haben, weil die Basis seiner Partei eine Allianz nicht dulden würde, egal, wie die aussähe. Salvini dagegen kann es sich nicht leisten, ganz mit B. zu brechen, weil er sonst nur noch so stark wäre wie seine Lega und halb so groß wie die Fünf Sterne.

Gibt keiner nach, zwingt Faktor B. den Staatspräsidenten dazu, eine Alternative zu suchen zum Kabinett der Populisten. Möglich wäre etwa eine Koalition aus Cinque Stelle und den bisher störrischen, aber europafreundlichen und prowestlichen Sozialdemokraten. Besser wär's, und verlässlicher.

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