Italien:Eine Prüfung für Europa

Italien könnte tatsächlich ein Kabinett allein aus Populisten erhalten. Für Europa wäre das eine weitere große Prüfung.

Von Oliver Meiler

Nun ist das Gespenst zurück, und diesmal hat es klare Konturen. Italien könnte tatsächlich ein Kabinett allein aus Populisten erhalten. Die rechtsnationale Lega verhandelt nun offiziell mit den Cinque Stelle. Das passt ziemlich gut zusammen, und genau das ist es ja, was die Sache unheimlich macht. Halten sich die beiden Parteien an ihre Versprechen, an den laut posaunten Systembruch nämlich, dann steht Europa schon bald eine weitere große Prüfung ins Haus - und das in Italien, immerhin, einem Gründungsmitglied der Union.

Italien war schon oft politisches Labor. Man denke nur an das abenteuerliche Experiment mit Silvio Berlusconi, das den Aufstieg von Donald Trump ein bisschen vorwegnahm, zumindest im Stil. Nun ist man wieder Labor. Auch anderswo in Europa wachsen Populisten, rechte und linke, an dem diffusen Gefühl im Volk, betrogen zu werden. Im neuen italienischen Parlament aber verfügen die "ungleichen Cousins unseres Populismus", wie sie eine Zeitung nennt, über mehr als die Hälfte aller Stimmen.

Es ist deshalb legitim, dass sie gemeinsam regieren, so sie sich denn tatsächlich einigen können. Vielleicht ist es sogar nötig, dass die Partner einmal an der Realität der Macht und des Machbaren gemessen werden. Dann erst wird der Spuk wohl aufhören.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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