Italien:Brutta figura

Sexismus und Machismo prägen immer noch die Politik in Rom.

Von Oliver Meiler

Sexismus und Machismo sind alte Plagen. Nicht nur in Italien. Nur treiben sie in der italienischen Politik zuweilen besonders wilde Blüten. Einer schwangeren Politikerin, die sich überlegt, ob sie bei der römischen Bürgermeisterwahl kandidieren soll, raten die Rivalen, sie möge sich gefälligst ganz dem Muttersein hingeben - "fare la mamma".

Als Ratgeber trat auch Silvio Berlusconi auf, der ehemalige Premier, von dem die Welt weiß, wie er Frauen sieht. Berlusconi schaffte es zu seiner Zeit sogar, sein Frauenbild zum ästhetischen Standard zu erheben - in den italienischen Fernsehstudios und den römischen Machtpalästen. Püppchenhaft sollten sie sein, jung und hübsch, notfalls künstlich verschönert. Frauen, die dazu auch noch stark und schlau sind, so muss man annehmen, machen den Machos Angst.

Berlusconis Zeit ist vorbei. Und die italienische Politik hat in den vergangenen Jahren national und international herausragende Frauen hervorgebracht: Federica Mogherini verantwortet die Außenpolitik der EU; Laura Boldrini ist Präsidentin der Abgeordnetenkammer in Rom; und Maria Elena Boschi gestaltet als Ministerin für Reformen Italien neu. Dennoch gestaltet sich der Kulturwandel zäh. Unlängst sagte ein Senator der Opposition: "Die Nachwelt wird sich viel eher an die Formen als an die Reformen Boschis erinnern." Ein Spruch für alte Schenkelklopfer, deren Zeit hoffentlich bald vorbei ist.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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