Italien:Berlusconi stützt Faschisten

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Vor den vorgezogenen Neuwahlen holt sich Silvio Berlusconi einen Geschäftsmann ins politische Boot, der sich nicht vom Faschismus losgesagt hat. Der konservative Parteichef fordert keine Klarstellung - im Gegenteil.

Einen Monat vor der vorgezogenen Parlamentswahl in Italien hat sich ein Kandidat aus der Partei von Silvio Berlusconi öffentlich zum Faschismus bekannt.

Giuseppe Ciarrapico mit Silvio Berlusconi: "Wichtig für die Kampagne". (Foto: Foto: AP)

"Ich sage mich nicht vom Faschismus los und bewundere Mussolini sehr", erklärte Giuseppe Ciarrapico in der Tageszeitung Corriere della Sera. Der 73-jährige Ciarrapico lebt als Geschäftsmann und Verleger in Rom und kandidiert für Berlusconis neue Partei Popolo della Libertà (Volk der Freiheit) für den Senat. Seine Äußerungen stießen auf heftige Kritik der Linken und der jüdischen Gemeinschaft in Italien.

"Der Faschismus hat mir Freuden und Schmerzen bereitet", sagte Ciarrapico in einem Interview der Zeitung La Repubblica. Während des Interviews wurde er gefragt, warum in den Redaktionsräumen seiner Lokalzeitungen Bilder von Mussolini an der Wand hängen.

"Das ist eine wunderbare Sache", antwortete Ciarrapico. Erst im Oktober habe er den Geburtsort Predappio besucht, wo Mussolini auch beigesetzt wurde. Nach der wachsenden Empörung über seine Äußerungen versicherte Ciarrapico, dass er sich zur Demokratie bekenne und niemals Antisemit gewesen sei.

Silvio Berlusconi hat unterdessen in einem Interview mit Corriere della Sera Konsequenzen für Ciarrapico mit besonders klaren Worten ausgeschlossen und den Sinn seiner Kandidatur erläutert: "Wir sind mitten im Wahlkampf und haben die Aufgabe, zu gewinnen. Der Verleger Ciarrapico besitzt Zeitungen, die uns nicht feindlich gesonnen sind. Es ist absolut wichtig, dass sich das nicht ändert, weil alle anderen großen Zeitungen gegen uns sind." Ciarrapico gibt mehrere Zeitungen in der mittelitalienischen Region Latium heraus.

Berlusconis neue Partei liegt in den Umfragen zur Wahl am 13. und 14. April in Führung. Sein Bündnis schließt auch die Nationale Allianz ein, die aus dem Faschismus hervorgegangen ist, sich aber von diesen Wurzeln losgesagt hat. Mussolinis Enkelin Alessandra Mussolini hat sich deswegen von der Nationalen Allianz getrennt und bewirbt sich jetzt ebenfalls als Kandidatin für Popolo della Libertà.

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