Italien:Aus der Tiefe

458 tote Flüchtlinge werden auf Sizilien aus einem Fischkutter geborgen, der vergangenes Jahr im Mittelmeer gesunken war. Von den ewa 800 Menschen an Bord haben nur 28 die Katastrophe überlebt.

Italienische Feuerwehrleute und Marineangehörige haben ihren Einsatz zur Bergung Hunderter Toter von einem vor mehr als einem Jahr gesunkenen Flüchtlingsboot am Donnerstag abgeschlossen. Wie die Marine mitteilte, wurden auf Sizilien die sterblichen Überreste von 458 Menschen geborgen. Dazu kommen nach Angaben des Marineoffiziers Nicola De Felice weitere 217 Todesopfer, die bereits früher geborgen worden waren. Ein an den Bergungsarbeiten beteiligter Feuerwehrmann berichtete, im Frachtraum hätten sich auf einem Quadratmeter fünf Leichen befunden.

Der als Flüchtlingsboot dienende Fischkutter war in der Nacht zum 19. April 2015 im Mittelmeer beim Zusammenstoß mit einem Frachter gesunken, dessen Besatzung den Flüchtlingen eigentlich helfen wollte. Von den etwa 800 Flüchtlingen, die bei der Abfahrt in Libyen an Bord waren, überlebten nur 28. Einige Leichen werden vermutlich nie gefunden.

Die italienische Marine hatte das Boot mit den verbliebenen Toten aus 370 Metern Tiefe gehoben und vor zwei Wochen nach Sizilien geschleppt. Feuerwehrleute brachten die Toten in ein 600 Quadratmeter großes Kühlzelt neben einem Nato-Marinestützpunkt bei Augusta. Nach Klärung der Identität der Toten mithilfe von Gerichtsmedizinern sollten sie auf Friedhöfen in Sizilien beigesetzt werden.

Seit 2014 sind bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als 10 000 Menschen ums Leben gekommen, die meisten zwischen Libyen und Italien. Allein seit Jahresbeginn waren es mehr als 2800. Viele Flüchtlingsboote sind nicht seetauglich. Häufig werden sie von skrupellosen Schleppern völlig überladen losgeschickt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: