Regionalwahlen in Italien:Berlusconi auf Irrwegen

Silvio Berlusconi

Silvio Berlusconi empfiehlt im italienischen Wahlkampf die Wahl eines linken Politikers. Nach wenigen Minuten bemerkte er die Panne.

(Foto: Giorgio Onorati/dpa)

Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi ist spontan bei einer Wahlkampf-Party bei Mailand aufgetaucht. Er ließ sich fotografieren und feiern und wünschte viel Glück. Dann merkte er: Er war aus Versehen beim politischen Gegner gelandet.

Von Oliver Meiler, Rom

Eine kurze Szene belustigt die Italiener, und in der Belustigung schwingt natürlich auch etwas Schadenfreude mit. Sie trug sich zum Abschluss der Kampagne für die sonntäglichen Regional- und Gemeindewahlen zu, in Segrate bei Mailand, auf der zentralen Piazza vor dem Kulturzentrum "Giuseppe Verdi".

Der linke Kandidat fürs Bürgermeisteramt, Paolo Micheli, hatte zum "Straßenfest" eingeladen. Auf Parteisymbole verzichtete man. Auf der Bühne gab es Livemusik, die Jugend des Ortes tanzte.

"Sorgt bitte schön dafür, dass Paolo gewählt wird"

Um 23 Uhr fuhren drei Limousinen mit dunklen Scheiben vor. Aus einer stieg Silvio Berlusconi, Italiens rechtsbürgerlicher Ex-Premier, aus den anderen Bodyguards. Die Verwunderung war groß.

Und so bildete sich vor der Bühne eine fröhliche Menschentraube, Selfies wurden gemacht - der Mann ist ja eine Berühmtheit. Berlusconi, angetan vom Erfolg im Publikum, zu den Jungen: "Wie heißt er noch mal, der Kandidat?" Die Jungen ließen sich nichts anmerken: "Er heißt Paolo." Berlusconi: "Ja, dann sorgt bitte schön dafür, dass Paolo gewählt wird!"

Noch ist unklar, wer sich in der Adresse vertan hat

Noch ist unklar, wer sich da in der Adresse vertan und Berlusconi zur falschen Wahlkampfveranstaltung chauffiert hatte: Die Kandidatin seiner Partei Forza Italia, Tecla Fraschini, beging ihr Wahlkampfende in einer nahen Sporthalle, wartend und hoffend. Sie hätte die Unterstützung des prominenten Parteioberen gut gebrauchen können.

Berlusconi, mittlerweile 78 und immer noch wahlkampflustig, wurde sich seines Versehens schnell gewahr, bestieg seine Limousine und fuhr nach Hause. Der irrtümlich beehrte "Paolo" postete unterdessen auf Facebook: "Ich werde sogar von Berlusconi unterstützt, da kann ja nichts mehr schiefgehen."

Mittlerweile liegen die Ergebnisse der Regionalwahlen vor: Zwar feiern Berlusconi und sein politischer Berater, Giovanni Toti, in Ligurien einen Achtungsersfolg, jedoch müssen sich beide eingestehen, dass ihre noch junge Partei Forza Italia vom rechtspopulistischen Konkurrenten Lega Nord fast überall im Land überholt wurde. Hier lesen Sie eine ausführliche Analyse der Regionalwahlen in Italien.

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