Israelische Unabhängigkeit:Feuerwerk, Flaggen und viele Ben Gurions

70 Stunden feiern die Menschen in Israel die Gründung ihres Staates. Die begann vor 70 Jahren am Rothschild Boulevard in Tel Aviv.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Noch nach Mitternacht waren Feuerwerke zu hören: Mit vielen Festen feierten Israelis den 70. Geburtstages ihres Staates. Es war der Auftakt zu einer 70-stündigen Party quer durchs Land, die nur durch den Schabbat ab Freitag nach Sonnenuntergang unterbrochen wird und bis Samstag andauert. Gefeiert wird nach dem jüdischen Kalender, in den Geschichtsbüchern steht der 14. Mai 1948 als Datum der Staatsgründung.

Am Rothschild Boulevard in Tel Aviv drängten sich in den Abend- und Nachtstunden die Menschen. Viele hatten sich in eine israelische Fahne eingewickelt, sie hatten Wimpel dabei oder Kopfschmuck mit dem Davidstern. Blau und Weiß waren die dominierenden Farben. Rund ein Dutzend Häuser entlang des Boulevards wurden als Projektionsfläche genutzt. Historische Filmaufnahmen oder Fotos waren zu sehen, aber auch Interviews mit Israelis, was für sie das Besondere an ihrem Staat ist.

So konnte man von Station zu Station wandern, vorbei an den zahlreichen Cafes, Bars und Restaurants auf beiden Straßenseiten, die sich zur Feier mit zum Teil originellen Dekorationen in Landesfarben herausgeputzt hatten. Dazwischen mischten sich immer wieder Darsteller in historischen Kostümen, es gab gleich mehrere Doppelgänger von Staatsgründer David Ben Gurion, erkennbar an seinem signifikanten Haarschopf. Die wichtigste Station war das Haus Nummer 16, wo von Ben Gurion und 36 anderen die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet worden war.

Der schmucklose Bau erstrahlte plötzlich in bunten Farben, zwischendurch wurden israelische Fahnen auf das Gebäude projiziert. Als die Unabhängigkeitserklärung am späten Nachmittag unterzeichnet worden war, hatten sich hier auch Tausende Menschen eingefunden, sie feierten mit Tanz und Gesang.

An diesem Abend gab es Musik aus Lautsprechern, live von Akkordeonspielern und auf der großen Bühne am Beginn des Boulevards wechselten sich die Bands ab. Es war ein großes Happening - wie auch in Jerusalem, wo auf dem Herzl-Berg die zentrale Show mit zahlreichen künstlerischen Einlagen stattfand. Sängerin Netta Barzilai trat auf, die Israel dieses Jahr beim Eurovision Song Contest vertreten wird. In einer Art historischem Musical wurde die jüdische Geschichte nacherzählt - von biblischen Zeiten an. 300 Drohnen haben in einer eigens konzipierten Lichtshow Motive wie den Davidstern, eine Friedenstaube und das Konterfei von Theodor Herzl, dessen Traum von einem "Judenstaat" Wirklichkeit wurde, am Nachthimmel erstrahlen lassen.

In den offiziellen Reden bedankten sich sowohl Staatspräsident Reuven Rivlin als auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei US-Präsident Donald Trump für die "historische Entscheidung", Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen. Das wird am 14. Mai geschehen. Dann wird erneut ganz Israel zur Partyzone.

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