·:Israel und Hamas verkünden Waffenstillstand Olmert: Wir haben Extremisten entscheidend geschwächt / Bisher 1300 Tote bei Kämpfen im Gaza-Streifen

Thorsten Schmitz

Drei Wochen nach Beginn der israelischen Militäroffensive im Gaza-Streifen haben Israel und die radikal-islamische Hamas am Wochenende in einseitigen Schritten eine Waffenruhe ausgerufen.

Israels Regierungschef Ehud Olmert hatte am Samstag trotz andauernden Raketenbeschusses aus dem Gaza-Streifen erklärt, die Ziele der Offensive seien erreicht worden und Hamas wesentlich geschwächt. In einer Ansprache hatte er in der Nacht zu Sonntag erklärt, die Führer der Hamas versteckten sich und viele ihrer Kämpfer seien getötet worden.

Israel werde seine Truppen aus dem Gaza-Streifen abziehen zu einem Zeitpunkt, "der uns passt". Falls Hamas erneut Raketen abfeuere, werde Israel zurückschlagen. Am Sonntag erklärte Hamas, die Gruppe werde den Beschuss Israels mit Raketen für eine Woche einstellen. Israels Armee müsse in diesen sieben Tagen seine Truppen aus dem Gaza-Streifen abziehen, die Grenzübergänge öffnen und die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung mit Hilfslieferungen in vollem Umfang gewähren.

Hamas-Sprecher im Gaza-Streifen erklärten nach Angaben israelischer Medien, die Gruppe habe Israels Armee besiegt. Dem Feind sei es nicht gelungen, Hamas zu zerstören, führten sie weiter aus. Nach Angaben der Extremisten sind etwa 400 Hamas-Mitglieder bei der Offensive getötet worden. Der israelische Generalstabschef Gabi Aschkensai sagte am Sonntag, Hamas habe zwar einen schweren Schaden erlitten durch die israelische Militäraktion im Gaza-Streifen, doch die Gruppe sei "nicht verschwunden".

Der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Juval Diskin sagte, es sei wichtig, dass die internationale Staatengemeinschaft und Ägypten die Grenze zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen effektiv kontrollierten. Zwar seien bei der Offensive Hunderte Tunnel zerstört worden, doch "wenn wir nicht aufpassen, haben wir in ein paar Monaten wieder genauso viele Tunnel".

Die Feuerpause wurde umgehend vom künftigen US-Präsidenten Barack Obama begrüßt. Auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerten sich positiv über die Waffenruhe. Merkel war am Sonntag überraschend zu einem eilig einberufenen Krisen-Gipfel nach Ägypten gereist, auf dem die Konditionen einer Waffenruhe und auch der Wiederaufbau des Gaza-Streifens diskutiert wurden.

Merkel sagte im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich, es gebe keine Alternative zu einer Zwei-Staaten-Lösung, Großbritanniens Premierminister Gordon Brown, der ebenfalls nach Ägypten gereist war, erklärte, es müsse jetzt "schnell an der Verwirklichung" eines palästinensischen Staates gearbeitet werden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte von Israel ein "Maximum an Zurückhaltung" im Gaza-Streifen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich am Sonntag erleichtert über die Waffenruhe, wies aber daraufhin, dass "der Weg zum Frieden noch weit" sei.

Bei der israelischen Offensive wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 1300 Palästinenser getötet und 5300 Palästinenser verletzt. Auf israelischer Seite kamen 13 Menschen ums Leben, darunter zehn Soldaten. Am Wochenende protestierten Zehntausende Menschen in mehreren Großstädten gegen den Krieg im Gaza-Streifen.

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