Israel:Sara Netanjahu angeklagt

Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau des Premiers vor, öffentliche Gelder missbraucht zu haben. Sie soll für mehr als 100 000 Euro Essen geordert haben.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Sara Netanjahu, die Frau des israelischen Ministerpräsidenten, ist wegen Betrugs und Untreue angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der 59-Jährigen vor, öffentliche Gelder missbraucht zu haben, als sie Hunderte Mahlzeiten in die Residenz ihres Mannes bestellte und fälschlicherweise behauptete, es habe dort keinen Koch gegeben, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit. Die Bestellungen hätten insgesamt einen Wert von mehr als 100 000 Dollar (rund 86 600 Euro) zwischen 2010 und 2013 ausgemacht. Angeklagt ist auch der ehemaliger Vizedirektor des Büros des Premiers, Ezra Saidoff, der für die Verwaltung der Residenz zuständig war. Ihm wird zusätzlich noch Fälschungsabsicht unterstellt. Beide hatten behauptet, es sei kein Koch angestellt gewesen, deswegen habe man die Mahlzeiten ordern müssen. Laut israelischen Medienberichten soll Netanjahu in Spitzenrestaurants geordert haben.

Ob in weiteren Fällen ermittelt wird, ließ das Justizministerium offen. Unter anderem gab es den Verdacht, dass Sara Netanjahu eine Pflegekraft für ihren Vater mit öffentlichem Geld bezahlt habe. Es gab auch den Vorwurf, dass Netanjahu Ausgaben im Privathaus der Familie in Caesarea etwa für Gartenmöbel auf Staatskosten abgerechnet haben soll. Ehemalige Angestellte behaupteten öffentlich, sie seien schlecht behandelt worden. Sara Netanjahu wird auch immer wieder vorgehalten, sich zu sehr in Regierungsgeschäfte einzumischen.

Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit hatte sich bereit erklärt, auf die Anklage zu verzichten, wenn die Schadenssumme großteils zurückgezahlt und die Schuld eingestanden werde. Dazu war Netanjahu nicht bereit. Regierungschef Benjamin Netanjahu, der sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sieht, bestreitet ein Fehlverhalten.

© SZ vom 22.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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