Israel:Netanjahu als zu zahm kritisiert

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Trumps wegen zurückhaltend? Benjamin Netanjahu.

(Foto: AP)

Der Regierungschef äußerte sich zuerst tagelang gar nicht, und dann nur indirekt zur rechten Gewalt in Charlottesville. Nun wird ihm vorgeworfen, er sei Donald Trumps wegen so zurückhaltend.

In Israel wächst die Kritik an der Reaktion von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf die rassistisch motivierte Gewalt in Charlottesville. Oppositionspolitiker, Kommentatoren und selbst Koalitionspartner forderten den Regierungschef bereits am Donnerstag auf, klarer Position zu beziehen. Obwohl Netanjahu antisemitische Gewalt in der ganzen Welt meist rasch verurteilt, wartete er dieses Mal drei Tage, bevor er eine Erklärung abgab. Darin verurteilte er den Rassismus, erwähnte jedoch weder Charlottesville noch die Reaktion von US-Präsident Donald Trump. Seine Erklärung, die via Twitter verbreitet wurde, erschien nicht auf Hebräisch, sondern nur auf Englisch. Netanjahus Sprecher David Keyes sagte, die Erklärung des Ministerpräsidenten sei unmissverständlich. Einen weiteren Kommentar werde es nicht geben. Der stellvertretende Verteidigungsminister Eli Ben-Dahan von der nationalreligiösen Partei Jüdisches Heim warnte, Israel dürfe im Angesicht von Antisemitismus nicht zaudern: "Offensichtlich wollen einige Trump nicht verärgern." Netanjahu hatte die Wahl Trumps begrüßt und bemüht sich seitdem um eine engere Beziehung zum Weißen Haus. Er bezeichnete den US-Präsidenten mehrmals als "wahren Freund" Israels. Die Oppositionspolitikerin und frühere Außenministerin Zipi Livni sagte, wenn es um Rassismus, Antisemitismus und Nazis gehe, gebe es nicht zwei gleichwertige Seiten: "Es gibt gut, und es gibt schlecht. Punkt." Netanjahu wolle anscheinend Trump nicht gegen sich aufbringen und schweige daher.

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