Israel:Lieberman unter Korruptionsverdacht

Israels neuer Außenminister Lieberman sorgt mit seinen radikalen Äußerungen für Unruhe - nun wurde er stundenlang von der Polizei vernommen.

In Israel hat die Polizei den neuen Außenminister Avigdor Lieberman mehr als sieben Stunden lang wegen des Verdachts auf Bestechung und Geldwäsche befragt. Zudem bestehe der Verdacht der Veruntreuung, sagte ein Polizeisprecher.

Israel: Gegen ihn wird ermittelt: Avigdor Lieberman

Gegen ihn wird ermittelt: Avigdor Lieberman

(Foto: Foto: AFP)

Die Befragung sei im Zuge von seit Jahren laufenden Ermittlungen erfolgt. Lieberman hat jegliches Fehlverhalten bestritten und die polizeilichen Ermittlungen als Schmutzkampagne bezeichnet.

Medienberichten zufolge wird der Ultranationalist verdächtigt, über eine Beratungsfirma seiner Tochter Bestechungsgelder erhalten zu haben. Lieberman war bereits vor seinem Amtsantritt am Dienstag polizeilich befragt worden.

Eine Sprecherin Liebermans sagte am Dienstag, die Ermittlungen dauerten 13 Jahre an. Lieberman habe die Gerichte darum gebeten, diese zu beschleunigen, da es unangemessen sei, eine öffentliche Person derartigen Vorwürfen auszusetzen. Aus Polizeikreisen hieß es, weitere Befragungen seien wahrscheinlich. Die Ermittlungen könnten innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen werden.

Politisch hatte Lieberman in dieser Woche mit diversen Äußerungen für Unruhe gesorgt - zuletzt zu den von Israel besetzten Golan-Höhen. In einem Zeitungsinterview schloss der umstrittene Politiker am Donnerstag eine Rückgabe des ehemals zu Syrien gehörenden Landstrichs aus.

Es gebe keinen Beschluss des israelischen Kabinetts für Verhandlungen mit Syrien, sagte Lieberman der Zeitung Haaretz. "Und wir haben bereits gesagt, dass wir einen Rückzug von den Golan-Höhen nicht akzeptieren werden."

Lieberman hatte bereits am Vortrag Kritik auf sich gezogen, als er von den Beschlüssen der Nahost-Konferenz von Annapolis abrückte. Israel sei nicht an die vereinbarte Gründung eines eigenständigen Palästinenserstaats gebunden, sondern nur an den vom Nahost-Quartett ausgearbeiteten Roadmap-Friedensplan, sagte der neue Außenminister. In Annapolis hatten der damalige israelische Regierungschef Ehud Olmert und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im November 2007 nach jahrelangem Stillstand Friedensgespräche vereinbart, um eine Einigung über eine Zwei-Staaten-Lösung zu erzielen.

Die Neuwahlen in Israel waren nötig geworden, nachdem Olmert wegen eines Korruptionsskandals zurückgetreten war. Olmert war noch vor seinem Rücktritt mehrmals von der Polizei befragt worden. Er hat jegliches Fehlverhalten bestritten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: