Israel:Komischer Versuch

Während der UN-Bericht zu Verbrechen im Gaza-Krieg bevorsteht, kritisiert Israel die Berichterstattung darüber.

Von Peter Münch

Im Krieg entfaltet sich die Macht der Bilder, nach dem Krieg tun es manchmal ein paar Cartoons: In einem Trickfilmchen, produziert im Außenministerium in Jerusalem, nimmt Israels Regierung nun die internationale Berichterstattung über den Gaza-Krieg vorigen Sommer aufs Korn. Und zwar mit der Waffe des Humors, die ja bisweilen zweischneidig ist.

Gezeigt wird ein ziemlich blonder und ganz bestimmt blauäugiger Fernsehreporter, dessen Aufsager für den Zuschauer konterkariert werden durch das wirkliche Geschehen, das sich in seinem Rücken abspielt. "Wir stehen hier im Zentrum Gazas, und, wie sie sehen, versuchen die Menschen hier in Ruhe zu leben. Es gibt keine Terroristen, nur normale Leute", sagt die Reporter-Karikatur - und im Hintergrund bringt ein vermummter Kämpfer eine Rakete zum Abschuss.

In einer anderen Szene preist der Berichterstatter Gazas "liberale und pluralistische Gesellschaft", während ein Abtrünniger überwältigt und abtransportiert wird. Wer will, kann sich auch an der letzten Szene erfreuen, in der der TV-Clown die Terror-Tunnel der Hamas als zukunftsweisendes U-Bahn-Projekt preist.

Natürlich gibt es tumbe Journalisten wie es zum Beispiel auch tumbe Politiker gibt, vielleicht sogar in Israel. Doch da kommt eine Methode zur Anwendung, die schon in der Antike beschrieben wurde: Der Bote wird attackiert, weil die Botschaft nicht behagt. Seit den Kriegstagen wirft Israels Regierung ausländischen Reportern einseitige Berichterstattung vor, die für Israels schlechtes Image verantwortlich gemacht wird. Jetzt also soll endlich einmal nicht von den mehr als 2100 Kriegstoten gesprochen werden, den UN zufolge mehr als die Hälfte Zivilisten.

Dafür soll gelacht werden, was besonders herzerfrischend ist in einer Woche, da in Jerusalem ein gewiss humorfreier Bericht des UN-Menschenrechtsrats zu möglichen Kriegsverbrechen in Gaza erwartet wird. Premier Netanjahu ließ vorab wissen, es sei "Zeitverschwendung", den Bericht zu lesen. Er schaut wohl lieber Zeichentrickfilme.

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