Israel:Gefangene der Angst

Netanjahu will sein Land umzäunen - das verunsichert sein Volk.

Von Peter Münch

Die Schlächter vom sogenannten Islamischen Staat möchte keiner zum Nachbarn haben, genauso wenig wie die Terrorbrigaden der Hamas oder Hisbollah. In Israel aber sitzen sie an den Grenzen im Norden und im Süden, und der arabische Aufruhr könnte irgendwann auch die Stabilität Jordaniens im Osten gefährden. Wer in einer solchen Lage lebt und überleben will, braucht zweierlei: starken Schutz und eine klare Vision.

Seine Vorstellung von Israels Zukunft hat Premier Benjamin Netanjahu nun in einen kernigen Satz gefasst: "Wir werden das ganze Land mit einem hohen Zaun umgeben", sagte er, "wir müssen uns gegen die Raubtiere verteidigen." Das klingt nach starker und entschlossener Führung. Doch wer das Schutzbedürfnis zur einzigen Vision befördert, offenbart vor allem Hilfslosigkeit.

Denn ein noch so hoher Zaun hilft nicht gegen die Raketen der Hisbollah oder der Hamas, und schon gar nicht schützt er vor der iranischen Gefahr, die Netanjahu beständig als "nuklearen Holocaust" beschwört. Mit seiner Ankündigung also balanciert der Regierungschef wieder einmal auf dem bisweilen schmalen Grat zwischen Pragmatismus und Populismus. Seiner Bevölkerung wird er dabei kein Gefühl von Sicherheit vermitteln, sondern eher Ängste befördern. Doch das hat Netanjahu immer schon genutzt, um sich bei der nächsten Wahl als Retter präsentieren zu können.

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