Israel:Attentäterin reißt drei Menschen in den Tod

Bei einem fünften Selbstmordanschlag auf Israelis innerhalb von zwei Tagen sind am Montag in der Stadt Afula in Galiläa vier Menschen getötet und etwa 50 weitere zum Teil schwer verletzt worden.

Eine palästinensische Attentäterin habe einen Sprengstoffgürtel am Eingang zu einem Einkaufszentrum gezündet und mindestens drei Menschen mit in den Tod gerissen, teilten die israelischen Behörden mit.

Bereits vor dem jüngsten Attentat war in der israelischen Regierung über die Ausweisung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat diskutiert worden. Zu der Tat bekannten sich neben der radikalen Organisation Islamischer Dschihad auch die Al-Aksa-Brigaden, die zu Arafats Fatah- Bewegung gehören.

Nach widersprüchlichen Berichten bestätigten die israelischen Behörden, eine palästinensische Frau habe den Anschlag verübt. Die Attentäterin hatte versucht, in das Einkaufszentrum einzudringen. Sie sei jedoch von Sicherheitspersonal aufgehalten worden, woraufhin sie ihre Bombe zur Explosion brachte. Die nordisraelische Stadt Afula liegt unweit der Grenze zum Westjordanland und war bereits mehrfach Schauplatz palästinensischer Anschläge.

Am Wochenende waren insgesamt neun Israelis bei palästinensischen Selbstmordanschlägen ums Leben gekommen. Der schwerste Anschlag galt einem Bus in Jerusalem, der am Sonntagmorgen sieben Israelis das Leben kostete. Am Montagmorgen sprengte sich ein Palästinenser auf einem Motorrad im Gazastreifen in die Luft. Drei Soldaten einer Armeepatrouille wurden verletzt, der Attentäter starb.

Neue Forderungen nach Ausweisung Arafats

In Israel werden angesichts der neuen Anschlagsserie die Forderungen nach einer Ausweisung von Arafat immer lauter. Verteidigungsminister Schaul Mofas sagte am Montag, falls Arafat den Friedensprozess weiter blockiere, habe Israel keine Alternative, als den Palästinenserpräsidenten ins Exil zu schicken. Armeekreise haben Arafat in den vergangenen Tagen unumwunden beschuldigt, "direkte Befehle" zur Verstärkung des Terrors gegen Israel gegeben zu haben. Belege dafür wurden jedoch nicht vorgelegt.

Ministerpräsident Ariel Scharon und die Armeeführung lehnen die Ausweisung ab. Scharons Berater Raanan Gissin warf dem PLO-Chef im US-Sender CNN vor, die Terroristen zu "inspirieren". Die "Flutwelle" palästinensischer Anschläge sei eine "Kriegserklärung", sagte Gissin.

Arafat wurde von Israels Armee im Dezember 2001 in seinem Hauptquartier in Ramallah isoliert und hat seither die so genannte Mukataa nur einmal zu einem kurzen Besuch in Dschenin verlassen.

Sowohl die USA, als auch die EU haben sich gegen die Exilierung des fast 74-Jährigen ausgesprochen. Auch palästinensische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Arafat den moderaten neuen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas scheitern sehen will.

Bush vertraut weiterhin in Abbas

US-Präsident George W. Bush ist nach eigenen Worten trotz der jüngsten Selbstmordanschläge entschlossen, den Nahost- Friedensprozess voranzutreiben. Er vertraue nach wie vor darauf, dass dies unter Abbas möglich sei, sagte Bush in Washington. "Der Fahrplan zum Frieden mit der Vision von zwei Staaten, die friedlich Seite an Seite leben, steht", erklärte Bush. Die jüngsten Anschläge zeigten aber erneut, wie steinig der Weg sei, solange "Terroristen töten".

Scharon und Abbas hatten sich am Samstagabend zum ersten Mal offiziell in Jerusalem getroffen und mehrere Stunden miteinander gesprochen. Sie erörterten Wege zur Beendigung der Gewalt und den neuen Friedensplan des so genannten Nahost-Quartetts (USA, EU, UN und Russland).

Beide Regierungschefs vereinbarten ein weiteres Treffen nach der Rückkehr Scharons von einem geplanten Besuch bei Bush. Angesichts des Anschlags auf den Bus in Jerusalem hatte Scharon jedoch seine Abreise nach Washington verschoben.

(sueddeutsche.de/dpa)

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