Islamismus:Befürchtungen der Verfassungsschützer

Hans-Georg Maaßen

Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, befürchtet, dass Islamisten versuchen, Flüchtlinge zu indoktrinieren.

(Foto: Stephanie Pilick/dpa)

Die Sicherheitsbehörden befürchten, dass Salafisten unter den Flüchtlingen für ihre extremen Einstellungen werben.

Der Verfassungsschutz befürchtet angesichts des Flüchtlingsandrangs einen starken Anstieg der Zahl radikaler Islamisten in der Bundesrepublik. "Es bereitet uns große Sorge, dass Islamisten in Deutschland unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe versuchen, die Situation der Flüchtlinge gezielt für ihre Zwecke zu missbrauchen, Asylbewerber zu missionieren und zu rekrutieren", sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Hans-Georg Maaßen, in Berlin. "Unser Augenmerk liegt besonders auf jugendlichen unbegleiteten Flüchtlingen, die eine leichte Beute der Islamisten sein könnten." Hier liege erhebliches Radikalisierungspotenzial. Zugleich betonte Maaßen, seiner Behörde lägen bislang "keine belastbaren Erkenntnisse vor, dass dschihadistische Gruppierungen die Flüchtlingsströme zielgerichtet zur Infiltration des Bundesgebietes durch Einzeltäter oder Gruppen genutzt haben".

2015 wird ein Rekordjahr für die Asylmigration nach Deutschland. Das geht aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) hervor, die die Vereinigung am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Demnach lag die Zahl der Asylanträge in Deutschland von Januar bis Juli 2014 bei 84 000, in diesem Jahr ist sie im gleichen Zeitraum auf 173 000 gestiegen. Die OECD rechnet damit, dass in diesem Jahr 350 000 Menschen dauerhaft werden in Deutschland bleiben können.

Damit bleibt Deutschland das wichtigste Einwanderungsland nach den Vereinigten Staaten von Amerika innerhalb der OECD. Migrationsexperte Thomas Liebig sagte bei der Präsentation des 39. Jahresbericht zur Migration, dass Deutschland verglichen mit der Flüchtlingskrise Anfang der 1990er-Jahre aber vergleichsweise gut dastehe. Es gebe heute eine bessere Asylinfrastruktur und einen besseren Arbeitsmarktzugang für Flüchtlinge. "Je früher die Kinder in die Schule gehen, und je schneller Erwachsene in den Arbeitsmarkt aufgenommen werden, desto erfolgreicher gelingt die Integration", sagte Liebig. Wichtig sei, dass Asylsuchende die deutsche Sprache berufsbezogen lernten. Dafür forderte er auch einen stärkeren Einsatz von Unternehmen.

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