"Islamischer Staat":Terrorzelle plante Anschlag in Düsseldorf

Die Polizei nimmt drei Syrer fest, die einen Angriff mit Sprengwesten und Gewehren vorbereitet haben sollen.

Von G. Mascolo und R. Steinke

Die Sicherheitsbehörden haben möglicherweise einen Anschlag in Deutschland vereitelt. Drei Männer, die sich als syrische Flüchtlinge ausgaben, wurden am Donnerstag festgenommen, weil sie mutmaßlich im Auftrag der Terrormiliz IS einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt verüben sollten. Dies teilte die Bundesanwaltschaft mit. Ein vierter Beschuldigter sitzt in Frankreich in U-Haft. Die Verdächtigen sollen aber noch nicht konkret mit der Umsetzung ihres Plans begonnen haben. Wenn sich der Verdacht bestätigt, wäre dies das erste Mal, dass der IS einen Anschlag in Deutschland geplant hat.

Die drei Männer im Alter zwischen 25 und 31 Jahren wurden in Baden-Württemberg, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen festgenommen. In Brandenburg griff die Polizei in einer Asylbewerberunterkunft in Bliesdorf zu. Einen weiteren Verdächtigen holten Beamte aus einem Flüchtlingsheim in Leimen bei Heidelberg, wie der Sender SWR berichtete. Der Dritte wurde laut der Zeitung WAZ in Mülheim an der Ruhr festgenommen. Der vierte Mann, der 25-jährige Saleh A., soll sich bereits am 1. Februar in Paris den französischen Behörden gestellt haben. Auf seiner Aussage beruhen die Erkenntnisse der Ermittler. Er soll der Anführer der Gruppe gewesen sein, nun dient er offenbar als eine Art Kronzeuge. Saleh A. sagte, er sei von Reue motiviert. Er wolle nicht, dass seine Tochter einen Terroristen zum Vater habe.

Saleh A. sitzt seit vier Monaten in Paris in Untersuchungshaft, die deutschen Behörden bemühen sich um seine Auslieferung. Sie standen von Beginn an mit den französischen Ämtern in Kontakt, schon beim Straßenkarneval Anfang Februar wusste die Düsseldorfer Polizei von den Anschlagsplänen, sagte Düsseldorfs Polizeipräsident Norbert Wesseler. Die Observierung der drei Verdächtigen in Deutschland erbrachte allerdings nichts Belastendes.

Den Auftrag für den Anschlag hatte die Gruppe laut Bundesanwaltschaft bereits im Jahr 2014 direkt von der Führungsebene des IS in der nordsyrischen Stadt Raqqa bekommen. Nach den Planungen der Gruppe sollten zwei Selbstmordattentäter in der Heinrich-Heine-Allee im Zentrum von Düsseldorf jeweils eine Sprengweste zünden. Anschließend sollten weitere Attentäter möglichst viele Passanten mit Gewehren und Sprengsätzen töten.

Zu diesem Zweck reisten demnach Saleh A. und sein Komplize Hamza C., 27, im Mai 2014 in die Türkei. Von dort aus seien sie im Mai und Juli 2015 getrennt voneinander über Griechenland als Flüchtlinge nach Deutschland gelangt. Spätestens im Januar 2016 sollen sie hier einen dritten Syrer - den 25-jährigen Mahood B. - überzeugt haben, sich aan dem Anschlag zu beteiligen. Dann sei der 31 Jahre alte Abd Arahman A. K. zu der Gruppe hinzugestoßen, der schon im Oktober 2014 im Auftrag des IS nach Deutschland gekommen sei und die Sprengwesten herstellen sollte.

Die Bundesanwaltschaft wollte die Männer noch am Donnerstag dem Haftrichter vorführen lassen. Der Haftbefehl lautet auf Verabredung zu einem Verbrechen sowie Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung.

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