Islamfeindliches Video:Minister aus Pakistan setzt Kopfgeld auf Mohammed-Filmemacher aus

100.000 Dollar für den Tod des Produzenten des Mohammed-Schmähfilms: Dieses Kopfgeld verspricht ein pakistanischer Minister demjenigen, der "diesen Gotteslästerer" töte. Die pakistanische Regierung distanzierte sich von den Äußerungen.

Ein Mitglied der pakistanischen Regierung hat 100.000 Dollar Kopfgeld auf den Macher des in den USA produzierten Mohammed-Schmähvideos ausgesetzt. Wie die pakistanische Zeitung Dawn am Samstag online berichtete, versprach Eisenbahnminister Ghulam Ahmad Bilour demjenigen das Geld, der den Verantwortlichen für die "Gotteslästerung" umbringt. Er rief die Taliban und die Terrororganisation al-Qaida auf, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen.

Ihm sei klar, dass es eine Straftat sei, Menschen zum Mord aufzurufen, sagte der Minister dem Bericht zufolge. Es gebe aber keinen anderen Weg, "Gotteslästerern" Furcht einzuflößen. Die pakistanische Regierung und Bilours Partei ANP distanzierten sich von den Äußerungen. Der Mord-Aufruf sei nicht die "Politik der Regierung", sagte ein Sprecher von Ministerpräsident Raja Pervez Ashraf am Sonntag. "Wir distanzieren uns davon vollständig."

Produzent des Films "Unschuld der Muslime", in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, soll ein in den USA lebender koptischer Christ sein. Seit eineinhalb Wochen kommt es in vielen islamischen Ländern wegen des Videos zu teils gewaltsamen Demonstrationen. Zusätzlich sorgte der Abdruck von neuen Mohammed-Karikaturen in dem französischen Satire-Magazin Charlie Hebdo für Empörung.

Westerwelle gegen Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen

Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach sich gegen die Veröffentlichung solcher Karikaturen aus. Zur Freiheit gehöre immer auch Verantwortung, sagte der FDP-Politiker der Welt am Sonntag. "Manchmal lautet die Frage nicht, ob man etwas tun darf. Sondern ob man etwas tun sollte."

Meinungsfreiheit umfasse nicht das Recht, Andersgläubige oder Andersdenkende zu beleidigen und damit absichtsvoll den öffentlichen Frieden zu stören. "Das gilt übrigens nicht nur für die unerträgliche Darstellung des Propheten als Kinderschänder, sondern auch für den Umgang mit Jahwe oder Jesus Christus", sagte Westerwelle. Er schloss nicht aus, dass die anhaltenden gewaltsamen Massenproteste in der islamischen Welt gegen die Beleidigung des Propheten Mohammed ein Fall für den UN-Sicherheitsrat werden. "Das kommt darauf an, ob die Lage weiter eskaliert", sagte Westerwelle.

In Deutschland gingen am Samstag den zweiten Tag in Folge Muslime gegen die Verunglimpfung des Propheten auf die Straße, in Dortmund 1500 Menschen. In Karlsruhe startete ein Protestzug mit zunächst 200 Teilnehmern. Die Kundgebungen verliefen friedlich. Auf Plakaten hieß es: "Nein zu Gewalt, Ja zu Toleranz." Die Muslime riefen immer wieder: "Respekt für alle Religionen. Stoppt den Film, stoppt den Spott!" In einem Flugblatt forderten sie ein Gesetz, das das Verspotten und Schmähen von heiligen Symbolen aller Religionen untersagt. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) lehnte eine Verschärfung des Blasphemie-Paragrafen aber ab.

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel sprach sich gegen eine Ausstrahlung des Mohammed-Schmähvideos in Deutschland aus. "So einen Film darf man nicht zeigen. Wir sollten nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen", sagte der FDP-Politiker der Bild. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, wertete den Plan von "Pro Deutschland", den Film öffentlich vorzuführen, als gezielten Versuch, die öffentliche Ordnung zu stören.

"Denjenigen, die das vorhaben, geht es ja nicht um die Kunst- oder die Meinungsfreiheit", sagte die CDU-Politikerin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Sie wollen die öffentliche Ordnung stören." Ähnlich äußerte sich Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) im selben Blatt. "Pro Deutschland" ziele mit den Aktionen darauf ab, die Gesellschaft zu spalten und Bevölkerungsteile gegeneinander aufzustacheln.

In Pakistan, wo bei gewaltsamen Protesten nach den Freitagsgebeten mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen waren, herrschte am Samstag erhöhte Alarmbereitschaft. In Bangladesch rief eine Allianz von zwölf islamischen Parteien für Sonntag zu einem landesweiten Generalstreik auf.

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