IS:Verführtes Kind

Safia S. hat einen Polizisten mit einem Messer attackiert. Dafür hat sie sechs Jahre Haft bekom-men - das könnte eine Chance sein.

Von Annette Ramelsberger

Bei Jugendlichen soll die Strafe der Erziehung dienen. Bei jungen Menschen will der Staat auf Straftaten sensibler und kreativer reagieren als bei Erwachsenen. Die Sanktion soll auch eine Chance sein. Manchmal aber ist nicht Freiheit eine Chance, sondern Haft - wie bei der erst 16 Jahre alten Safia aus Hannover, die einem Polizisten ein Messer in den Hals gerammt hat, in Mordabsicht.

Das Oberlandesgericht Celle hat sie nun zu sechs Jahren Haft verurteilt - so viel wie die Anklage gefordert hatte. Die Haft könnte für dieses Mädchen nicht nur Strafe, sondern Schutz bedeuten: Schutz vor einer Mutter, die sie als Kind in eine radikale Moschee einführte; Schutz vor einem Prediger, der sie bereits als Fünfjährige wie einen dressierten Papagei seinen islamistischen Fans vorstellte - als Kind, das freiwillig Schleier trug. Safia S. wurde unter dem Einfluss dieser radikalen Szene regelrecht zur Attentäterin herangezüchtet. Sie ist die jüngste IS-Attentäterin auf deutschem Boden.

Die Haft könnte Safia nun den Freiraum geben, Abstand zu finden zu den Radikalen. Das wäre die gute Variante. Die andere: Islamisten versuchen gerade in den JVAs, Anhänger zu gewinnen. Sie versprechen erst die Gemeinschaft, dann das Paradies. Es ist Aufgabe des Staates, diese Leute nicht an Safia heranzulassen. Die Gesellschaft hat eine Fürsorgepflicht für das verführte Kind. Man muss sich um sie kümmern - bevor es die Islamisten tun.

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