IS:Ewiger Krieg

Der IS ist ein politisches Problem. Militärische Teilerfolge werden ihn nicht besiegen.

Von Tomas Avenarius

Was asymmetrischer Krieg heißt, ist derzeit gut zu beobachten. Da vertreiben US-Luftwaffe und kurdische Peschmergas die Militanten des "Islamischen Staats" im Irak aus den Jesidengebieten am Sindschar-Gebirge; in Syrien trifft eine US-Rakete den Kopfabschneider "Dschihadi John". Alles Erfolge. Andererseits bomben sich IS-Kämpfer durch Beirut und Bagdad. In einer Hisbollah-Hochburg der libanesischen Hauptstadt starben 44 Menschen bei IS-Selbstmordattentaten, in der irakischen Kapitale sprengten sich Gesinnungsgenossen in einem Schiitenviertel in die Luft, es gab 17 Tote.

Alles Rückschläge. Der Krieg gegen den IS bleibt ein Krieg, der nur Verlierer kennt. Der Irak und Syrien sind zerstört, Bevölkerungs- und Religionsgruppen stehen sich hasserfüllt gegenüber. Auch im Libanon verschärfen IS-Anschläge den Dauerkonflikt zwischen Sunniten und Schiiten. Der IS mag sich mit Kampfjets, Drohnen und Bodenoffensiven in die Enge treiben lassen - seine Terrorfähigkeit nimmt ihm so schnell keiner.

Der IS ist eine Mörderbande. Aber er steht trotz seiner apokalyptischen Ideologie für mehr: für das Gefühl der Sunniten in Syrien, im Irak und im Libanon, von den Schiiten benachteiligt zu werden. Das ist kein militärisches Problem, sondern ein politisches. Solange es nicht politisch angegangen wird, werden der IS und seine zukünftigen Nachfolger immer weiter bomben.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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