Iranisches Atomprogramm:"Wir schließen keine Maßnahmen aus"

Zumindest in den Statements einiger Politiker droht der Konflikt um das iranische Atomforschungsprogramm zu eskalieren. Während die US-Regierung UN-Sanktionen fordert, warnt der frühere Präsident Rafsandschani den Westen vor voreiligen Schritten. Großbritanniens Premier Tony Blair legt noch einmal nach.

Zuvor hatte Großbritanniens Außenminister Jack Straw noch erklärt, eine militärische Option stehe für sein Land nicht zur Debatte.

Tony Blair ging nun allerdings weiter. Wie die USA denkt der britische Premierminister an die Verhängung internationaler Sanktionen.

Eine Anrufung des UN-Sicherheitsrats sei "wahrscheinlich", sagte Blair.

Vor dem Parlament in London verwies Blair am Mittwoch auf das Treffen der Außenminister des EU-Vermittlertrios am Donnerstag in Berlin und sagte: "Zunächst muss Einigkeit über eine Einschaltung des Sicherheitsrats erzielt werden, wenn es das ist, was die Verbündeten gemeinsam beschließen, was ich für wahrscheinlich halte."

Dann müsste entschieden werden, welche Schritte ergriffen werden. "Es ist offenkundig, dass wir keine Maßnahme ausschließen", so Blair.

Warnungen aus dem Iran

Irans Ex-Präsident Rafsandschani hatte auch an die eigene Regierung appelliert, besonnen vorzugehen und den Atomwaffensperrvertrag zu achten.

"Wir können nicht auf unser Recht verzichten", sagte Ali Akbar Haschemi Rafsandschani, der Vorsitzender des iranischen Schlichterrats ist, des höchsten Vermittlungsorgans im iranischen politischen System.

"Wir werden mit Weisheit unsere Rechte verteidigen und wenn man uns Schwierigkeiten bereitet, werden sie es bereuen und der Iran wird als Sieger hervorgehen", sagte Rafsandschani in einer Rede an der Universität Teheran. Der Westen solle jetzt klug vorgehen.

Doch der frühere Präsident appellierte auch an die eigene Regierung in Teheran, ebenfalls besonnen zu bleiben und nur "legitimen Rechte" gemäß dem Atomwaffensperrvertrag durchzusetzen. Rafsandschani gilt als entschiedener Gegner der radikalen Politik des derzeitigen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Er besitzt nach wie vor großen Einfluss in der iranischen Politik.

Der Iran hatte am Dienstag die Siegel an der Atomforschungsanlage Natans entfernt, um dort Zentrifugen zur Uran-Anreicherung wieder in Betrieb zu nehmen. Der Schritt führte international zu scharfen Reaktionen.

Rafsandschani unterstrich, Iran werde die Atomtechnologie niemals für militärische Zwecke missbrauchen. Das habe Teheran schon während des Kriegs mit dem Irak (1980 - 1988) unter Beweis gestellt.

Die Außenminister der USA und Russlands berieten wegen der Eskalation des Atomstreits mit Iran bereits am Telefon. Beide Länder seien "tief enttäuscht" darüber, dass Teheran die Anreicherung von Uran wieder aufgenommen habe, teilte das Außenministerium in Moskau am Mittwoch nach dem Telefonat der Minister Condoleezza Rice und Sergej Lawrow mit.

Die beiden Vetomächte im UN-Sicherheitsrat wollten die enge Abstimmung in dieser Frage fortsetzen, hieß es. Gleichzeitig habe Lawrow amerikanische Kritik am russischen Verhalten in dem Gasstreit mit der Ukraine zurückgewiesen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax.

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