Iran:Staatsfernsehen berichtet über Pläne für zweites Atomkraftwerk

Bereits im kommenden Jahr könnte mit den Bauarbeiten begonnen werden: Wie das iranische Staatsfernsehen berichtet, will Teheran in der Nuklearanlage von Buschir ein zweites Atomkraft bauen. Auch gegen weitere Inspektionen der Internationalen Atomenergiebehörde sperrt sich die Regierung.

Iran plant offenbar den Bau eines zweiten Atomkraftwerkes. Wie das Staatsfernsehen am Sonntag unter Berufung auf Atomprogramm-Chef Fereidun Abbassi Dawani berichtete, sollen die Bauarbeiten im kommenden Jahr im südlichen Buschir beginnen, wo seit Herbst 2011 das bisher einzige iranische Atomkraftwerk in Betrieb ist. Es war nach jahrzehntelanger Bauzeit und zahlreichen Verzögerungen mit russischer Hilfe errichtet worden.

Das neue Atomkraftwerk soll eine Leistung von 1000 Megawatt haben. Die Anlage befände sich bereits in einem frühen Planungsstadium, teilte Dawani mit. Ob Russland auch am Bau des neuen Kraftwerks beteiligt ist, sagte er nicht.

Irans Regierung hatte in den vergangenen Jahren wiederholt erklärt, der Bau weiterer Atomkraftwerke sei geplant. Der Bau des ersten Meilers in Buschir war vor der iranischen Revolution 1979 von Deutschland unterstützt worden. 1995 hatte Russland die Arbeiten fortgesetzt und liefert auch den notwendigen Brennstoff. In Teheran betreibt der Iran außerdem einen Forschungsreaktor.

Mehrere westliche Regierungen verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich an einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist dies zurück. Vor wenigen Tagen hatte der Iran in Bagdad mit den UN-Vetomächten und Deutschland sowie der EU über sein umstrittenes Atomprogramm beraten. Es wurde jedoch lediglich vereinbart, Mitte Juni zu weiteren Verhandlungen in Moskau zusammenzukommen.

Unterdessen sperrt Iran sich weiter gegen eine Inspektion der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im Militärkomplex von Parchin. "Gründe, die uns überzeugt hätten, einen Besuch zu erlauben, hat die IAEA bislang nicht vorgelegt", sagte Dawani der Nachrichtenagentur Fars.

Die westlichen Staaten vermuten, dass in Parchin an der Entwicklung von Atomwaffen gearbeitet wird. So soll dort eine spezielle Kammer für Sprengtests eingerichtet worden sein. In einem vor wenigen Tagen vorgelegten Bericht der IAEA heißt es, Satellitenbilder zeigten "umfangreiche Aktivitäten" in Parchin. Näher ausgeführt wurde dies indes nicht. Der Iran hat der IAEA bislang den Zugang zu der Anlage verweigert mit der Begründung, dass es sich um eine Militäranlage handele.

Dawani sagte weiter, der Iran sehe auch keinen Grund, die Uran-Anreicherung auf bis zu 20 Prozent aufzugeben. Die Regierung in Teheran argumentiert, die Uran-Anreicherung sei für einen medizinischen Forschungsreaktor nötig und diene der Energie-Gewinnung. Für den Betrieb moderner Atomkraftwerke ist aber nur ein Uran-Anreicherungsgrad von etwa drei bis fünf Prozent nötig. Atomwaffenfähiges Uran muss dagegen zu etwa 90 Prozent angereichert werden.

Der jüngste IAEA-Bericht ergab, dass die Islamische Republik ihre Produktion von gering angereichertem Uran erheblich ausgeweitet habe. Zudem hieß es, einzelne Uran-Partikel hätten einen relativ hohen Anreicherungsgrad von 27 Prozent aufgewiesen.

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