Iran: Nuklearwaffenprogramm:Atombehörde fordert Antworten

Druck auf Teheran erhöht: Ein neuer Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde listet Indizien für ein mutmaßliches Nuklearwaffenprogramm Irans auf.

P.-A. Krüger

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat von Iran Aufklärung über die Verdachtsmomente gefordert, wonach das Land heimlich an Atomwaffen gearbeitet hat. Der jüngste Bericht über den Stand des iranischen Atomprogramms, der am Freitagabend in Wien bekannt wurde, enthält eine ausführliche Auflistung der Indizien. Die Darstellung konzentriert sich auf jene Dokumente und Informationen, deren Echtheit Iran eingeräumt hat, enthält aber keine wesentlichen neuen Informationen.

Iran: Nuklearwaffenprogramm: Die IAEA verlangt von Iran und Präsident Ahmadinedschad Aufklärung über Arbeiten an einem Raketenbauteil, das zur Aufnahme eines Atomsprengkopfes geeignet sein könnte.

Die IAEA verlangt von Iran und Präsident Ahmadinedschad Aufklärung über Arbeiten an einem Raketenbauteil, das zur Aufnahme eines Atomsprengkopfes geeignet sein könnte.

(Foto: Foto: dpa)

Iran müsse die Zusammenarbeit mit der IAEA in dieser Hinsicht wieder aufnehmen und die offenen Fragen beantworten, heißt es in den Dokument. Damit erhöhte die IAEA nochmals deutlich den Druck auf die Regierung in Teheran.

Im Detail geht die IAEA auf Versuche mit bestimmen Sprengzündern ein, die für Atomwaffen typisch sind. Iran hatte behauptet, mit zivilen Anwendungen experimentiert zu haben. Die versprochenen Beweise dafür sei Teheran schuldig geblieben, ebenso Erklärungen zur Rolle eines Ausländers bei den Versuchen, dessen Aufenthalt in Iran die IAEA verifiziert hatte.

Zudem verlangt die IAEA erneut Aufklärung über Arbeiten an einem Raketenbauteil, das zur Aufnahme eines Atomsprengkopfes geeignet sein könnte. Iran habe sich bislang darauf beschränkt "Stil und Form" der Dokumente zu kritisieren oder sie schlicht als Fälschungen zurückgewiesen, jedoch " sich nicht hinreichend zu deren Inhalt geäußert".

Westliche Staaten, darunter Frankreich und die USA, hatten die IAEA öffentlich aufgefordert, einen Statusbericht zu den Indizien für die Arbeit an Atomwaffen vorzulegen. Sie versprechen sich davon, möglichst breite internationale Unterstützung für eine neue Runde einschneidender Sanktionen gegen Teheran zu gewinnen, über die im September am Rande der UN-Generalversammlung in New York beraten werden soll.

Urananreicherung in Natans nicht gesteigert

Die IAEA kritisierte zugleich aber jene Staaten, die ihr Informationen zur Verfügung gestellt haben, die Iran belasten - aber verhindern, dass die Dokumente Iran im Original vorgelegt werden können. Dies erschwere die Aufklärung.

Wie bereits im Laufe der Woche durchgesickert war, hat Iran die Urananreicherung in Natans nicht gesteigert. Im August waren etwa 4600 Zentrifugen zur Anreicherung in Betrieb, etwa 300 weniger als im Mai. Die Produktion von leicht-angereichertem Uran blieb nach Berechnungen des unabhängigen Institute for Science and International Security jedoch konstant. Allerdings hat Iran inzwischen etwa 1250 zusätzliche Maschinen installiert.

Damit könnte das Land, wenn keine technischen Schwierigkeiten entgegenstehen, die Anreicherung sehr schnell ausweiten, wie ein Diplomat in Wien sagte. Es ist unklar, warum Iran die neuen Zentrifugen nicht in Betrieb genommen hat. Versuche mit Prototypen neuer Maschinen setzte Iran weiter fort.

Zudem berichtet die IAEA über den Fortschritt beim Bau des Schwerwasserreaktors in Arak, der zu Herstellung von Plutonium dienen könnte, das ebenfalls für Atomwaffen geeignet ist. Nach iranischen Angaben sei die Anlage zu etwa zwei Dritteln fertiggestellt, es fehlen laut der IAEA aber noch zentrale Bestandteile, wie das Reaktorgefäß. Iran müsse der IAEA allerdings weiter Informationen übermitteln, vor allem über die Brennstäbe für den Forschungsreaktor.

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