Iran:Chatami verzichtet zugunsten von Musawi auf Kandidatur

Irans Ex-Präsident und Reformpolitiker Chatami zieht drei Monate vor der Wahl seine Kandidatur zurück - und hofft auf einen Erfolg von Musawi. Die Reaktionen sind gemischt.

Drei Monate vor der Präsidentschaftswahl in Iran hat der Reformpolitiker Mohammed Chatami seine Kandidatur zurückgezogen. Mit seiner Entscheidung wolle er die Reformkräfte bei der Wahl am 12. Juni stärken, erklärte der Ex-Präsident. Zugleich sprach er sich für die Wahl des früheren Ministerpräsidenten Mir Hossein Musawi aus. Dieser bringe die nötigen Voraussetzungen für einen Wandel mit, erklärte Chatami.

Iran: Chatami im Jahr 2005 in Teheran.

Chatami im Jahr 2005 in Teheran.

(Foto: Foto: dpa (Archiv))

"Wenn wir mit Weisheit und Realismus handeln, kann er die Stimmen des Volks gewinnen und gewählt werden", hieß es in einer am Montagabend verbreiteten Erklärung des Politikers. Musawi wurde früher dem Lager der Hardliner zugerechnet, wandelte sich dann aber zum Reformer.

Chatami sagte, Musawi habe bessere Chancen als er selbst, Stimmen von konservativen Wählern auf sich zu ziehen. Musawi hat erst in der vergangenen Woche seine Kandidatur erklärt. Die Öffentlichkeit hat ihn in guter Erinnerung aus seiner Regierungszeit während des Kriegs mit dem Irak von 1980 bis 1988. Allerdings hat er auf die Opposition nicht die gleiche Anziehungskraft wie Chatami.

"Das ist ein großer Rückschlag für das gesamte Reformerlager", sagte der Iran-Spezialist an der Syracuse-Universität in New York, Mehrzad Boroujerdi. "Musawi wird wahrscheinlich nicht die jungen Iraner erreichen, die in der Politik an der Seitenlinie stehen." Stattdessen werde er von vielen als Mann der Vergangenheit betrachtet.

Die Präsidentenwahl hat für die Reformer eine entscheidende Bedeutung, um ihren Bedeutungsverlust in den vergangenen Jahren zu stoppen.

Der Vizepräsident während der Regierungszeit Chatamis, Mohammad Ali Abtahi, bezeichnete dessen Entscheidung als Versuch, das Lager der Reformer zu vereinen. Weitere Konkurrenz würde nur den Weg zu einer zweiten Amtszeit von Präsident Mahmud Amadinedschad bahnen. "Die letzte Wahl (2005) haben wir verloren, weil es mehrere Kandidaten gab", sagte Abtahi. "Dies ist eine historische Gelegenheit, die wir nicht verpassen dürfen."

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