Irak und Afghanistan:Blackwater: Seit' an Seit' mit der CIA

Lesezeit: 2 min

"Brüderliches Verhältnis": Blackwater-Söldner sollen im Irak und in Afghanistan selbst an heikelsten CIA-Geheimoperationen beteiligt gewesen sein.

G. Babayigit

Dass die Söldnertruppe von Blackwater im Irak und in Afghanistan nur die Soldaten, Diplomaten und Gebäude schützte, dürfte mittlerweile kaum mehr jemand glauben.

Blackwater-Hubschrauber im Einsatz in Bagdad. Nach Informationen derNew York Timessind die Söldner auch bei CIA-Geheimoperationen dabei gewesen. (Foto: Foto: Getty)

Das Ausmaß, mit dem sich Blackwater-Leute US-Medienberichten zufolge an den geheimsten der geheimen CIA-Operationen tatkräftig beteiligt haben, löst in der amerikanischen Politik und bei Experten dann doch Bestürzung aus.

Die New York Times berichtet, dass die Söldner der privaten Sicherheitsfirma dem US-Geheimdienst bei den heikelsten Jobs, die es zu vergeben gibt, treu zu Diensten waren : Geheime Razzien und Operationen im Irak und in Afghanistan, zur Verhaftung und Tötung von Aufständischen, mutmaßlichen Al-Qaida-Terroristen. Aktionen also, zu denen sie rein rechtlich überhaupt nicht engagiert werden durften.

Ursprünglich sollten Blackwater-Angestellte bei jenen heiklen Missionen lediglich für die Sicherheit der CIA-Agenten sorgen. Doch ein ehemaliger Blackwater-Angestellter, der anonym bleiben will, sagte der Times, die Söldner seien sehr darauf erpicht gewesen, auch aktiv ins Geschehen solcher Operationen einzugreifen.

"Brüderliches Verhältnis"

Nach Aussagen ehemaliger CIA-Mitarbeiter wurden die gemeinsamen Operationen so zur Routine, dass die Grenzen verschwammen, wer was zu tun hatte und wer was tun durfte. Ein früherer CIA-Mann in leitender Position sprach sogar von einem "brüderlichen Verhältnis" zwischen CIA und Blackwater. Im Chaos der Missionen wurden die einzelnen Aufgaben nicht mehr trennscharf wahrgenommen. "Es entstand das Gefühl, dass Blackwater letztendlich als eine Nebenstelle oder Abteilung der CIA gesehen wurde."

Das Dementi ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Mark Corallo, Sprecher von Xe, wie Blackwater seit Februar 2009 heißt, wies die Vorwürfe zurück. Es habe nie eine vertragliche Vereinbarung gegeben, dass Söldner der Sicherheitsfirma an den Geheimoperationen im Irak oder in Afghanistan beteiligt werden sollten.

Angesichts der Zeugenaussagen und Beweise, die der Times vorliegen, ein schwaches Dementi. Aus Angst vor Repressalien ihrer ehemaligen Firma blieben die Blackwater-Informanten zwar anonym, versorgten die Zeitung aber mit Fotos, die die Beteiligung von Söldnern an den Geheimoperationen bewiesen.

Für den demokratischen Abgeordneten Rush D. Holt sind die neuen Enthüllungen um die Beteiligung von privaten Firmen an solchen Geheimoperationen ein Skandal, der nur darauf wartet, ans Licht gefördert zu werden. Der Einsatz der privaten Sicherheitsleute sei aus dem Ruder gelaufen.

Peter Warren Singer der Brookings Institution, einer unabhängigen Denkfabrik in Washington D.C., hat mehrere Bücher über die Privatisierung des Krieges geschrieben. Er zeigte sich angesichts der Neuigkeiten resigniert. "Die dem Staat innewohnenden Funktionen werden verhöhnt durch das Outsourcing solcher Operationen. Wir finden immer mehr Einsatzbereiche, die outgesourct wurden, bei denen man mit gesundem Menschenverstand sagen muss, dass man sie nicht privaten Sicherheitsfirmen in die Hände geben sollte. Und doch tun wir es wieder und wieder und wieder."

Bereits im Sommer wurde bekannt, dass die CIA im Jahr 2004 Blackwater damit beauftragt hatte, bei einem Programm zum Aufspüren und Töten von Al-Qaida-Mitgliedern mitzuhelfen. CIA-Chef Leon Panetta ordnete im Juni den Stopp des Programms an.

Damals hatte es geheißen, die Pläne für die Kooperation zum Aufspüren von Terroristen seien niemals in die Tat umgesetzt worden. Die neuen Enthüllungen werden den Geheimdienst weiter in Bedrängnis bringen.

© sueddeutsche.de/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: