Irak:In Feindschaft vereint

Eine bunte Koalition wagt den Sturm auf Mossul.

Von Paul-Anton Krüger

In Mossul wird die Terrormiliz Islamischer Staat unter den Augen der Welt eine symbolisch wichtige Niederlage erleiden - gegen eine überlegene Streitmacht. Ein breites Bündnis aus irakischer Armee und Polizei, aus sunnitischen und schiitischen Milizen, aus Tausenden US-Soldaten und iranischen Revolutionsgardisten hat sich formiert. Doch allzu rasch wird es nicht gehen, der Kampf wird womöglich Monate dauern.

Aus dem Blickfeld gerät dabei schnell, wie prekär die politische Situation in Bagdad eigentlich ist. Premier Haidar al-Abadi gibt den Befehl zum Vormarsch. Derweil versucht sein Vorgänger und Rivale Nuri al-Maliki, das Kabinett zu zerlegen. Das Land hat derzeit weder einen Finanz-, noch einen Innenminister, und auch keinen Verteidigungsminister. Der Chef des Außenressorts und Premier Abadi selbst dürften die Nächsten sein, die im Parlament unter Beschuss kommen.

Keine guten Vorzeichen also für einen entschlossenen Feldzug. Dazu kommt: Alles was die bunte Truppe beim Sturm auf Mossul eint, ist ihre Feindschaft zum Islamischen Staat. Für den Tag, an dem die Miliz vertrieben ist, hat jede dieser Gruppen ihre eigene Agenda. Es gibt keinen Plan, wie die Provinz Ninive und Mossul regiert werden sollen. Noch immer nehmen im Irak einzelne Gruppen ihre Interessen wichtiger als das Gemeinwohl. Solange das so ist, wird es keine dauerhaft stabilen Verhältnisse geben.

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