Irak:Gefährlicher Einsatz

Die deutschen Peschmerga-Ausbilder von der Bundeswehr in den Kurdengebieten weiten ihren Einsatz aus - es geht näher in Richtung Front. Dies sei "eine Frage der Effizienz", sagt die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Von Joachim Käppner

Deutsche Ausbilder für die kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Irak sollen bald noch näher an die Frontlinie rücken. Das kündigte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei ihrem Besuch in der Kurdenmetropole Erbil im Nordirak an. "Es ist eine Frage der Effizienz", sagte sie: "Wir haben das gemeinsame Ziel, dass wir die Peschmerga so gut wie möglich ausbilden, damit sie die große Aufgabe leisten, den IS endgültig auch in Mossul zu schlagen."

Hintergrund ist die für das Spätjahr erwartete Großoffensive auf die Millionenstadt Mossul. 2014 fiel sie in die Hände des IS, vor dem das irakische Militär damals fast kampflos davonlief. Die irakische Regierungsarmee soll Mossul nun mit Hilfe kurdischer und schiitischer Milizen befreien, die internationale Koalition gegen den IS unterstützt das Vorhaben. 2014, als die Islamisten weite Teile des Landes überrannte, wehrten die Peschmergakrieger den Angriff auf die kurdische Autonomieregion im Nordirak mit Hilfe von US-Luftangriffen und deutschen Waffen ab. Seither beliefert die Bundesrepublik die Kurdenmiliz mit Gewehren, Sanitätsmaterial, Milan-Panzerabwehrraketen und anderem Kriegsgerät, die Kurden halten eine mehr als 1100 Kilometer lange Frontlinie und haben inzwischen sogar Gebiete zurückerobert.

Die Bundeswehr ist mit 140 Soldaten in Erbil vertreten, die aber jetzt bereits auch in anderen Teilen der Autonomieregion tätig sein können. Ein Eingreifen in die Kämpfe erlaubt ihr Mandat nicht. Daher sollen sie während der Mossul-Offensive zwar Teams in Frontnähe zur Schulung der Kämpfer einsetzen, aber nicht so nah, dass sie selber unter Beschuss geraten könnten.

Mossul ist, mit ehemals zwei Millionen Einwohnern, die größte vom "Kalifatstaat" des IS gehaltene Stadt. Ihre Befreiung dürfte sehr schwierig werden, falls die Terrormiliz stark genug für einen systematischen Häuserkampf ist, was manche Militärexperten erwarten. Unklar ist auch die Zukunft der Stadt und ihrer Umgebung. Die Kurden, die hier neben Arabern und anderen lebten, sind vom IS vertrieben worden oder geflohen, die Zentralregierung erhebt Anspruch auf die Provinz, die Kurden tun dies ebenfalls. Hier zeichnen sich neue Konflikte ab. Vorerst aber warten die Gotteskrieger hinter ihren Befestigungen auf den schon oft angekündigten Angriff.

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