Irak:Fotos belegen Misshandlungen britischer Soldaten

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Die Folter irakischer Gefangener durch US-Soldaten in Abu Ghraib hatte ihren Weg ins Bewusstsein der Öffentlichkeit vor allem wegen der veröffentlichten Fotos gefunden. Auch Briten haben im Irak Zivilisten misshandelt, doch Aufnahmen davon kannte man nicht. Bis jetzt.

Im Prozess gegen drei britische Soldaten wegen Misshandlungen an irakischen Zivilisten haben sich zwei der Angeklagten für unschuldig erklärt.

Eines der vom Gericht veröffentlichten Bilder zeigt einen der Angeklagten, der auf einem irakischen Gefangenen steht. (Foto: Foto: Reuters)

Lediglich ein 30jähriger Obergefreiter bekannte sich schuldig, im Mai 2003 einen Häftling im Süden des Irak misshandelt zu haben. Laut Anklage soll er auch zwei Iraker gezwungen haben, sich vor anderen Gefangenen auszuziehen. In diesem Punkt erklärte er sich jedoch für nicht schuldig.

Er schäme sich für seine Tat und sei sich darüber im Klaren, dass er auch über seine Familie und sein Regiment Schande gebracht habe, sagte sein Anwalt William England vor dem Gericht.

Den drei Angeklagten im Alter zwischen 25 und 33 Jahren wird vorgeworfen, irakische Gefangene im Mai 2003 in einem Lebensmitteldepot nahe der südirakischen Stadt Basra misshandelt zu haben.

Der Prozess soll drei bis vier Wochen dauern. Das Verfahren hatte bereits am Montag beginnen sollen, war dann aber verschoben worden.

Schuldbekenntnis des Fotografen

Ein vierter Soldat, der die jetzt veröffentlichten Aufnahmen von den Misshandlungen gemacht haben soll, hatte sich in der vergangenen Woche bereits schuldig bekannt.

Das Militärgerichtsverfahren gegen den 19jährigen fand im niedersächsischen Bergen-Hohne statt, über den Ausgang war eine Nachrichtensperre verhängt worden, damit die Jury in Osnabrück nicht beeinflusst wird.

Der Anklagevertreter Nick Clapham legte dem Gericht dort 22 Fotos vor, auf denen die Misshandlungen zu sehen sind. Ein Richter hatte die Freigabe der Fotografien an, die in dem Prozess als Beweismaterial dienen, angeordnet.

Der Prozess in Osnabrück ist das erste öffentliche Verfahren gegen Angehörige der britischen Armee wegen Vergehen im Irak. Ein Urteil wird erst in mehreren Wochen erwartet.

Mehrere US-Soldaten waren zuvor wegen Misshandlungen von Irakern von amerikanischen Militärgerichten zu teils hohen Haftstrafen verurteilt worden.

Die drei in Celle stationierten Soldaten stehen vor Gericht, weil sie im Mai 2003 mehrere Iraker geschlagen und getreten sowie sie gezwungen haben sollen, sexuelle Handlungen vor einem Fotografen zu simulieren.

Ein 25-jähriger Mannschaftssoldat soll einen gefesselten Gefangenen an den Ausleger eines Gabelstaplers gehängt und herumgefahren haben. Ein ebenfalls angeklagter 33-jähriger Unteroffizier soll die Misshandlungen beobachtet haben, ohne einzugreifen.

Die Vorfälle sollen sich nach Darstellung der Staatsanwaltschaft in einer Lagerhalle nahe der südirakischen Stadt Basra zugetragen haben.

Der Anklagevertreter erklärte, es habe eine Anordnung gegeben, irakische Zivilisten wegen Diebstahls von Nahrungsmitteln "hart anzupacken".

Mehrjährige Gefängnisstrafen möglich

Allerdings sei das Befolgen der Anordnung kein Freifahrtschein für die Soldaten gewesen. Es sei zu klären, inwieweit sie von der Genfer Konvention gedeckt sei.

Den Angeklagten drohen mehrjährige Gefängnisstrafen und die unehrenhafte Entlassung aus der Armee.´

Der britische Generalstabschef Sir Mike Jackson erklärte in London: "Wir verurteilen jede Form von Misshandlung aufs schärfste." Wo es Beweise für Misshandlungen gebe, "erfolgt sofort eine Untersuchung".

Nur eine "geringe Zahl" der 65.000 britischen Soldaten, die bisher insgesamt im Irak gedient hätten, seien jemals solcher Übergriffe beschuldigt worden

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