Irak:Ende der Zurückhaltung

A Sukhoi Su-25 aircraft loaded with bombers is seen at an air base in Baghdad

Kampfjet in der Basis: Eine Maschine des Typs "Sukhoi Su-25" in Bagdad.

(Foto: Reuters)

Die USA unterstützen irakische Schiiten im Kampf gegen IS-Milizen immer offener. Dabei wollte Washington eigentlich Zurückhaltung üben. Denn bei den irakischen Schiiten mischen iranische Kommandeure mit.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

US-Kampfjets haben in der Nacht zum Donnerstag Luftangriffe gegen Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der irakischen Stadt Tikrit geflogen, wie das Außenministerium in Washington bestätigte. Die US-Regierung gab damit endgültig ihre Zurückhaltung auf, die maßgeblich von schiitischen Milizen getragene Offensive der irakischen Sicherheitskräfte zur Befreiung der Stadt aktiv zu unterstützen. Sie folgte damit einer Bitte der Regierung in Bagdad von Premier Haidar al-Abadi, nachdem das US-Militär am Samstag mit Aufklärungsflügen begonnen hatte. Die von Iran kontrollierten und unterstützten Milizen hatten Rufe nach einem Eingreifen der USA zurückgewiesen.

Drei von ihnen kündigten am Donnerstagabend an, sich wegen der amerikanischen Angriffe aus der Offensive zurückzuziehen. Der Einsatz der USA sei "unverschämt" und wolle die Siege der Iraker kapern, erklärte ein Milizensprecher. Damit könnten bis zu 10 000 der 30 000 an der Operation beteiligten Kämpfer wegfallen. Die Badr-Organisation, eine der wichtigsten Milizen, bereite noch über einen solchen Schritt. Washington betrachtet das Vorrücken der Milizen in der fast ausschließlich von Sunniten bewohnten Stadt mit großer Skepsis, zumal sie von Offizieren der iranischen Revolutionsgarden gelenkt werden. Die Milizen haben immer wieder Massaker und Rachemorde an Sunniten verübt. Die USA sehen darin ein Hindernis für eine dauerhafte Vertreibung der sunnitischen Extremisten. Das US-Außenministerium begründete die "Präzisionsschläge" damit, dass Zivilisten geschützt und Schäden an der Infrastruktur möglichst gering gehalten werden sollten. Die Offensive hatte Anfang März begonnen, war aber vor einer Woche ins Stocken geraten, nachdem sich der IS in mehreren Vierteln Tikrits verschanzt hatte. Zwar decken sich die Interessen Irans und der USA, dem IS entgegenzutreten, jedoch wollen beide Seiten den Eindruck einer Kooperation vermeiden. Den USA gilt die Offensive in Tikrit auch als Versuch der Iraner, ihren Einfluss in Bagdad für die Zeit zu sichern, wenn der IS geschlagen ist. Washington hat 3500 Militärberater entsandt, um Einheiten der irakischen Armee für die Rückeroberung von Mossul auszubilden, der zweitgrößten Stadt des Landes. Mit den Irakern hatte es wiederholt Streit darüber gegeben, wann diese Offensive lanciert werden soll und welche Einheiten daran teilnehmen werden.

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