Irak:Ausgangssperre nach Anschlag auf Goldene Moschee

Nach dem Anschlag auf die Minarette der Goldenen Moschee hat die irakische Regierung eine Ausgangssperre für Bagdad ausgerufen. Zuvor waren die beiden Minarette der für Schiiten bedeutenden Askarija-Moschee in Samarra von Aufständischen gesprengt worden.

Nach dem Anschlag rief die irakische Regierung für die Hauptstadt Bagdad eine Ausgangssperre aus. Ab drei Uhr nachmittags Ortszeit (13 Uhr MESZ) dürften die Menschen ihre Häuser bis auf weiteres nicht mehr verlassen, teilte das Büro von Ministerpräsident Nuri al-Maliki mit.

Irak: Was vom Minarette übrig blieb: die Goldene Moschee in Samarra nach dem jüngsten Anschlag

Was vom Minarette übrig blieb: die Goldene Moschee in Samarra nach dem jüngsten Anschlag

(Foto: Foto:)

Desweiteren rief die Bewegung des Schiitenführers Moktada al-Sadr ihre Anhänger dazu auf, Ruhe zu bewahren. 2006 hatte ein Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra eine Welle der Gewalt zwischen Mitgliedern der verschiedenen Religionsgruppen ausgelöst. Damals wurde die Kuppel des Gebäudes zerstört.

Der Anschlag setzte im Irak eine Spirale der Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten in Gang, die seither schätzungsweise 15.000 Menschen das Leben gekostet hat und zur Vertreibung Hunderttausender aus ihren angestammten Wohnvierteln geführt hat.

In der Askarija-Moschee befinden sich die Grabstätten des 10. und 11. Imams, die 868 beziehungsweise 874 starben. Beide sind Nachkommen des Propheten Mohammed und gelten bei den Schiiten als dessen rechtmäßige Erben.

Die Grabmoschee in der nordirakischen Stadt Samarra ist eines der wichtigsten Heiligtümer der schiitischen Muslime.

In der Goldenen Moschee befinden sich die Schreine der schiitischen Imame Ali al-Hadi und Hassan al-Askari, die im 9. Jahrhundert in der Stadt gelebt hatten. Der Moschee-Komplex, in dem laut Überlieferung auch die sterblichen Überreste von zwei weiblichen Angehörigen der Familie des Propheten Mohammed aufbewahrt werden, war im 10. Jahrhundert entstanden und mehrfach renoviert und vergrößert worden. Erst 1905 wurde die 68 Meter hohe vergoldete Kuppel des schiitischen Heiligtums fertiggestellt.

Der zehnte Imam Ali al-Hadi ist für die meisten Schiiten einer der zwölf "rechtmäßigen Imame" oder Nachfolger des Propheten Mohammed. Zusammen mit seinem Sohn Hassan al-Askari, dem elften Imam, verbrachte er fast sein ganzes Leben unter Hausarrest in Samarra.

Im Jahr 868 wurde er angeblich vergiftet, sechs Jahre später starb auch sein Sohn durch Gift. Der zwölfte Imam ist dem schiitischen Glauben zufolge nicht gestorben sondern entrückt und soll am Ende der Tage zur Errichtung eines islamischen Reiches wiederkehren.

Bei der Detonation von Sprengsätzen am Straßenrand wurden zwei US-Soldaten getötet, wie die Streitkräfte am Mittwoch mitteilten. Die Anschläge ereigneten sich im Osten und im Süden von Bagdad. Des Weiteren kam bei Kämpfen in der Unruheprovinz Anbar ein Marineinfanterist ums Leben.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: