Interview mit der Bundeskanzlerin:Merkel: "Ich möchte, dass die Menschen essen können, was sie wollen"

German Chancellor Merkel attends the cabinet meeting at the Chancellery in Berlin

Flüchtlingen mit "Offenheit und Neugier" begegnen: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

(Foto: REUTERS)

In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" spricht die Bundeskanzlerin über brisante Themen: Flüchtlinge, AfD, Schweinefleischverbot - und Donald Trump.

Angela Merkel ändert ungern ihre Meinung, weder in der Flüchtlingskrise, noch bei ihrem Sparkurs, noch wenn es um den Zusammenhalt in Europa geht. Daran soll kein Zweifel aufkommen, wie die Kanzlerin bei einem Interview mit der Bild am Sonntag zu verdeutlichen versucht. Kurswechsel? Nicht mit ihr.

Im eigenen Land sollten die Deutschen den Flüchtlingen mit "Offenheit und Neugier" begegnen, wünscht sie sich. Überfordert sei Deutschland mit den Flüchtlingen keineswegs - auch wenn die Kommunen erheblich belastet seien. Auch die Sorge, dass die Deutschen gegenüber den Neuankömmlingen benachteiligt würden, ist laut Merkel "völlig unbegründet": Die Bevölkerung habe mit Mütterrente, Kindergelderhöhung und Rente ab 63 ebenfalls finanzielle Unterstützung bekommen.

Dass sie jetzt ein Ende der "Politik des Durchwinkens" angekündigt hat, während sie im vergangenen Sommer die Grenzen öffnen ließ, erklärt Merkel mit der damaligen Situation: Im Gegensatz zu Ungarn wolle Griechenland, wo derzeit Tausende Geflohene festsitzen, "zusammen mit den europäischen Partnern den Menschen eine menschenwürdige Versorgung geben". Vor Gefahren für Leib und Leben seien sie in Griechenland ja sicher - es gebe daher keinen Grund, sie direkt nach Deutschland zu holen. Es gebe kein Recht auf Asyl in einem bestimmten Land.

Merkel über Schweinefleischverbot, AfD und Donald Trump

Die Forderung von Teilen der CDU, Kantinen, Kitas und Schulen vorzuschreiben, dass sie Schweinefleisch servieren müssen, scheint sie so abwegig nicht zu finden: "Ich möchte, dass die Menschen essen können, was sie wollen, und dass sie dabei aus einem breiten Angebot wählen können". In einer Kita, in der die Mehrheit der Kinder Eltern haben, die sich vegetarisch ernähren, sollte trotzdem weiterhin Fleisch angeboten werden, sagt Merkel.

Über die AfD und ihre Ausrichtung sagte die Kanzlerin, das sei "eine Partei, die eine Gesellschaft nicht zusammenführt und keine geeigneten Lösungen für die Probleme anbietet, sondern Vorurteile schürt und spaltet." Trotzdem könne man mit AfD-Vertretern diskutieren.

Dem US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump, der Merkels Flüchtlingspolitik für verrückt erklärt hat, lässt sie so viel Aufmerksamkeit nicht zukommen: Sie sehe "keine Veranlassung, ihm darauf zu erwidern."

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