Interview mit Buchautorin:"Politik ist nicht der Punkt"

Im Buch "Les coulisses d'une défaite" verkündet Ségolène Royal ihre Trennung von Hollande und ihre politischen Pläne. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, erklärt Autorin Christine Courcol.

Barbara Vorsamer

Ihr Buch ließ die Bombe platzen: Christine Courcol ist Ko-Autorin von "Les coulisses d'une défaite", das Buch, in dem Ségolène Royal ihre Trennung von François Hollande und ihren Willen zum Parteivorsitz verkündete. Courcol ist politische Journalistin bei der französischen Nachrichtenagentur AFP. In "Les coulisses d'une défaite" (deutsch: Die Hintergründe eines Niedergangs) geht es um Leben, Karriere und speziell die Präsidentschaftskandidatur der Politikerin Ségolène Royal.

sueddeutsche.de: Sie und Mit-Autor Thierry Masure waren diejenigen, denen Ségolène Royal die Neuigkeit von ihrer Trennung erzählte - was halten Sie von ihrer Begründung? Geht es wirklich um die angebliche Affäre von François Hollande mit einer Journalistin?

Christine Courcol: Das wissen wir auch nicht. Wörtlich hat sie zu uns gesagt, dass sie ihn nun sein privates Leben leben lässt und dass sie ihm dafür alles Gute wünscht. So, das heißt ja nun mehr oder weniger, dass er eine Affäre hat, oder?

Es sieht nach einer ziemlich alltäglichen Geschichte aus: Ein Paar trennt sich, weil sie sich nicht mehr lieben, und das war's.

sueddeutsche.de: Glauben Sie, dass das wirklich so war? Könnte es nicht auch sein, dass die politischen Differenzen von Royal und Hollande etwas mit ihrer Trennung zu tun hatten?

Courcol: Politik ist ein sehr hartes Geschäft. Ein Partner lebt in einem Teil Frankreichs, der andere in einem anderen - und sie treffen sich nur einmal die Woche oder noch seltener. Und der eine muss Dinge entscheiden und der andere auch, und dann haben sie möglicherweise verschiedene Meinungen ... Das macht eine persönliche Beziehung sehr schwierig. Das geht vielen Paaren des politischen Betriebes so.

Ich weiß nichts Genaueres über Hollandes Affäre, aber ich glaube nicht, dass die Trennung etwas mit dem Politikbetrieb zu tun hat oder damit, dass sie beide das Amt des Präsidenten wollten. Ich glaube, das ist nicht der Punkt.

sueddeutsche.de: Keine politischen Gründe also. Aber vielleicht wird die Trennung politische Folgen haben?

Courcol: Ja, das ganz sicher. Royal will jetzt die Partei übernehmen, wenn man das so sagen kann. Sie will den Parteivorsitz, sobald Hollande ihn aufgibt. Das heißt, 2008. Dann wird sie auch freier sein und muss sich nicht mehr zurückhalten, weil sie die Frau des amtierenden Chefs ist.

sueddeutsche.de: Glauben Sie, dass Royal es schaffen wird, die Macht in der Partei an sich zu reißen?

Courcol: Ich habe keine Ahnung. Viele andere Personen haben dasselbe Ziel wie Royal - erst in einem Jahr werden wir sagen können, wer Chancen hat, die Sozialistische Partei zu führen. Ihre Ernennung zur Präsidentschaftskandidatin zeigt, dass sie möglicherweise die Unterstützung hat, aber in einem Jahr kann sich wieder vieles ändern. Außerdem hat sie die Wahl verloren, das mag ihre Chancen ebenfalls mindern.

sueddeutsche.de: Nun ist kürzlich ein anderes erfolgreiches Buch über Ségolène Royal erschienen: La Femme Fatale von zwei Journalisten der Tageszeitung Le Monde. Es beschäftigt sich ebenfalls mit Royals Beziehung und ihren Skandalen. Springen Sie hier auf einen Erfolgszug auf?

Courcol: Nein, unser Buch ist ganz anders. Unser Buch ist faktenorientiert, wir erzählen lediglich, was passiert ist, es ist ein detaillgenauer Bericht über den Ablauf des Wahlkampfs. Unser Ziel war es nicht, Geschichten aus dem Privatleben der Menschen an die Oberfläche zu zerren. Aber wir haben dann dieses Interview bekommen und sie hat uns diese Sachen erzählt - weil sie es uns erzählen wollte, nicht weil wir hinter den Informationen her waren. Unser Buch ist ein sehr ernsthaftes Buch.

sueddeutsche.de: Wie oft haben Sie für das Buch mit Royal gesprochen?

Courcol: Oh, wir haben natürlich sehr oft mit ihr gesprochen. Wir haben für die französische Nachrichtenagentur AFP über ihren Präsidentschaftswahlkampf berichtet, also wir haben sie oft gesehen. Speziell für das Buch haben wir sie allerdings nur eine Stunde lang interviewt.

Das war eben vor zehn Tagen, als sie uns auch die Neuigkeiten über ihre Beziehung mitgeteilt hat.

sueddeutsche.de: Und es war tatsächlich möglich, die Neuigkeiten noch im Buch zu verarbeiten? Das Buch wird am Mittwoch erscheinen.

Courcol: Ja, es war zeitlich ziemlich knapp, aber wir wollten es unbedingt drin haben.

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