Internationaler Strafgerichtshof in Den Haag:Weltstrafgericht spricht Rebellenführer Lubanga schuldig

Er soll während des Bürgerkriegs in der Demokratischen Republik Kongo systematisch Kinder rekrutiert und misshandelt haben: Die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag haben den kongolesischen Rebellenführer Lubanga für schuldig erklärt - es ist das erste Urteil des vor zehn Jahren gegründeten Weltgerichts.

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hat den früheren kongolesischen Rebellenführer Thomas Lubanga Dyilo für schuldig befunden, in seiner Heimat Hunderte Kinder als Soldaten missbraucht zu haben.

Die Kammer sei einstimmig zu der Überzeugung gelangt, dass Lubanga "ohne jeden Zweifel" schuldig sei, Kinder unter 15 Jahren rekrutiert und in einen bewaffneten Konflikt geschickt zu haben, erklärte der britische Richter Adrian Fulford. Für wie viele Jahre Lubanga ins Gefängnis soll, wollen die Richter zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Lubanga droht lebenslange Haft. Menschenrechtler erwarten, dass das Urteil international Maßstäbe für Strafbarkeit von Kriegsverbrechen setzt.

Es ist das erste Urteil des Gerichts überhaupt, zudem ist zum ersten Mal ein internationaler Richterspruch ausschließlich zum Thema Kindersoldaten ergangen. Der 51-Jährige war der erste mutmaßliche Kriegsverbrecher, der vom IstGH festgenommen und vor Gericht gestellt wurde.

Er soll als Chef der "Patriotischen Front zur Befreiung des Kongo" (Forces Patriotiques pour la Libération du Congo, FPLC), des militärischen Flügels der Union des Patriotes Congolais (UPC), von 2002 bis 2003 in der ostkongolesischen Provinz Ituri Kinder unter 15 Jahren als Soldaten ausgebildet und sie zum Töten, Plündern und Vergewaltigen gezwungen haben. Lubanga hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Er sitzt seit 2006 in Haft, sein Prozess hat im Januar 2009 begonnen.

Der Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo, dem früheren Zaire, dauerte offiziell von 1998 bis 2003, Millionen Menschen kamen ums Leben. Beide Seiten waren während des Konfliktes von anderen afrikanischen Staaten unterstützt worden, darunter Ruanda, Uganda, Angola und Simbabwe.

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag ist das erste ständige Weltgericht zur Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen. In den vergangenen zehn Jahren stellte das Gericht 23 Haftbefehle aus, 14 Verfahren sind anhängig. Aufsehen haben die Haftbefehle gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir und den ehemaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi erregt.

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