Integration von Flüchtlingen:Salomon Korn: "Wir werden nicht erleben, wie es ausgeht"

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Deutschland am Abgrund? Salomon Korn sieht das nicht so. Doch die Integration der Flüchtlinge wird dauern, glaubt der langjährige Vizepräsident des Zentralrats der Juden - mindestens drei Generationen.

Von Matthias Drobinski

"Ich denke mal, wir schaffen das". Salomon Korn sagt das, der Architekt, Publizist, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und viele Jahre Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das ist insofern ein ungewöhnlicher Satz, als gerade in den jüdischen Gemeinden in Deutschland die Sorgen groß sind angesichts der vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen: Werden Antisemitismus und Gewalt gegen Juden zunehmen? Sind die Straßen des Landes noch sicher für uns?

Salomon Korn rät im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung zu Gelassenheit und Realitätssinn. "Mehr als eine Million Flüchtlinge ist gekommen, aber es leben mehr als 80 Millionen Menschen in Deutschland", sagt er, und: "Eine Gruppe begeht in Köln furchtbare Taten, aber fast alle Flüchtlinge finden dies abscheulich. Oder: "Es gibt einen stabilen Anteil von 20 bis 25 Prozent der Menschen in Deutschland, die antisemitisch eingestellt sind. Aber die meisten denken anders. Die Wirklichkeit ist komplex."

"Ich finde die Lage besser, als zur Zeit in den Medien dargestellt"

Die Wahrnehmung, dass das Land am Abgrund stehe, liegt für ihn "am Hype nach Köln", der den Blick auf Ausschnitte der Wirklichkeit verenge. "Ich finde die Lage besser, als zur Zeit in den Medien dargestellt", sagt er. Den alten Antisemitismus der Rechtsradikalen in Deutschland hält er für bedenklicher als die Vorurteile gegenüber Juden, den viele Neuankömmlinge mit sich brächten.

Leicht wird der Weg zur Integration aber seiner Meinung nach nicht. "Wir werden sicher nicht alle Probleme in den Griff bekommen", sagt Korn. Es habe drei Generationen gedauert, bis Juden wieder einigermaßen heimisch in Deutschland gewesen seien - die Integration der Flüchtlinge werde nun ebenfalls mindestens drei Generationen dauern - "wir werden nicht erleben, wie es ausgeht", sagt er.

Wichtig sei nun, die gemeinsame Sprache zu lernen. Als nächster Schritt, müsse "die Relativierung des islamischen Totalitätsanspruchs stehen", sagt Korn. "Der totalitäre Islam, mit dem die Flüchtlinge aufgewachsen sind, beansprucht, die ganze Welt islamisch zu gestalten. Das ist so mit einer Demokratie nicht kompatibel."

Was der ehemalige Zentralrats-Vizepräsident vom Begriff der Leitkultur hält und welches Gedicht er den Interviewern von der Süddeutschen Zeitung mit auf den Weg gab, lesen Sie in der vollständigen Fassung des Interviews mit SZ Plus .

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Interview mit Salomon Korn
:"Ich denke mal, wir schaffen das"

Salomon Korn, langjähriger Vizepräsident des Zentralrats der Juden, über die Integration von Flüchtlingen, Pegida und den "Hype um Köln".

Interview von Oliver Das Gupta und Matthias Drobinski, Frankfurt am Main

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