Inspektoren-Mission scheitert:Iran lässt Atomaufseher auflaufen

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Wieder reisen Inspektoren der IAEA nach Iran, wieder müssen sie das Land ohne Ergebnisse verlassen: Die Regierung in Teheran hat sowohl den Besuch einer umstrittenen Atomanlage als auch Gespräche über die militärische Dimension des Nuklearprogramms abgeblockt. Der Affront verschärft den Atomstreit.

Neuer Affront im Atomstreit: Eine Delegation von Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) musste in der Nacht ihre Mission ergebnislos beenden. Teheran sei nicht auf die Bitte der IAEA-Experten eingegangen, den Militärstützpunkt Parchin besuchen zu dürfen, teilte die Behörde mit. Dabei sei zu vermuten, dass auf dem Stützpunkt Sprengstofftests ausgeführt werden, die im Zusammenhang mit Atomwaffen stehen. Damit dürfte der Streit um das iranische Nuklearprogramm weiter an Schärfe gewinnen.

Der zweitägige Besuch der Inspektoren unter Leitung von Herman Nackaerts war bereits der zweite innerhalb eines Monats. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Mal wurde dem Team der Zugang zum Militärgelände in Parchin verweigert. (Foto: dpa)

Die Entscheidung Teherans bezeichnete IAEA-Generaldirektor Yukiya Amano als "enttäuschend." Auch auf dem Papier habe man keine Einigung über den Beginn der Aufklärung der militärischen Dimension des iranischen Atomprogramm erzielen können. Die Aufgabe des Expertenteams, in Teheran Möglichkeiten für eine diplomatische Lösung des Atomstreits auszuloten und Zusagen für künftige Treffen und konkrete Überprüfungen einzuholen, gilt damit als gescheitert.

Der zweitägige Besuch der Inspektoren unter Leitung von Herman Nackaerts war bereits der zweite innerhalb eines Monats. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Mal habe das Team Zugang zu dem Militärgelände in Parchin erbeten. "Es ist enttäuschend, dass Iran weder beim ersten noch beim zweiten Treffen unserer Anfrage zugestimmt hat", sagte Amano.

Teheran stellt Treffen als Erfolg dar

Die iranische Führung zeigte sich dagegen bemüht, den zweitägigen Besuch der IAEA-Delegation in ein positives Licht zu rücken. Die Zusammenarbeit mit dem UN-Kontrollgremium laufe "bestens", verkündete der Sprecher des iranischen Außenministeriums am Dienstag. Nach der Abreise des Inspektorenteams sagte der iranische IAEA-Gesandte Ali Asghar Soltanieh, die Gespräche in Teheran seien intensiv gewesen und hätten sich um "Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis zwischen Iran und der IAEA" gedreht. Die Gespräche würden fortgesetzt.

Die EU prüft derzeit die Antwort Irans auf ihr Angebot zur Wiederaufnahme der Atomgespräche zwischen Teheran und den fünf UN-Vetomächten und Deutschland, die im Januar 2011 abgebrochen worden waren. Grundsätzlich hat sich Teheran zu erneuten Gesprächen bereit erklärt, zugleich aber den Ton verschärft.

Europa und die USA werfen Iran vor, Atomwaffen zu entwickeln. Teheran hingegen beharrt darauf, mit dem Atomprogramm lediglich zivile Zwecke zu verfolgen. Die IAEA-Delegation machte sich am Mittwochmorgen auf den Rückweg nach Wien.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/dapd/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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