Inselstreit:Japan warnt China vor "ungewollten Konsequenzen"

File photo of the city government of Tokyo's survey vessel sailing around a group of disputed islands known as Senkaku in Japan and Diaoyu in China in the East China Sea

Unbewohnt, aber trotzdem begehrt: die Senkaku- oder Diaoyu-Inselgruppe

(Foto: REUTERS)

China und Japan streiten seit Monaten um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer. Mit der Einrichtung einer Flugüberwachungszone hat Peking den Streit nun weiter zugespitzt. Japan sieht darin einen inakzeptablen Schritt, auch die USA zeigen sich besorgt.

Unerwartet hat China am Wochenende über einer unbewohnten Inselgruppe im Ostchinesischen Meer eine Luftverteidigungszone eingerichtet - und dadurch den Streit mit Japan um die Eilande erneut zugespitzt.

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe forderte Peking Medienberichten zufolge auf, die Maßnahme zurückzunehmen. "Dies ist eine äußerst gefährliche Angelegenheit, die ungewollte Konsequenzen hervorrufen kann", sagte Abe in einem Parlamentsausschuss. Er sei "stark besorgt". Japan stehe in engem Kontakt zu seinem Bündnispartner USA und fordere die chinesische Seite in Abstimmung mit der internationalen Gemeinschaft zu Zurückhaltung auf, sagte Abe weiter. Japan könne Chinas Vorgehen, den Status quo zu verändern, nicht hinnehmen.

US-Außenminister John Kerry und US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hatten bereits am Wochenende mitgeteilt, sie seien "tief besorgt" über die Entwicklung. "Dieser einseitige Schritt stellt den Versuch dar, den Status quo im Ostchinesischen Meer zu ändern", hieß es in einer Erklärung Kerrys. Die USA warnten vor neuen Spannungen und dem Risiko von militärischen Zwischenfällen.

China konterte die Kritik aus Tokio und Washington scharf. Die Regierung in Peking forderte die USA auf, sich aus dem Streit herauszuhalten und "keine unverantwortlichen Bemerkungen mehr zu machen". Die Kritik wurde US-Botschafter Gary Locke in Peking förmlich übermittelt.

Japan wurde aufgefordert, die Territorialansprüche anzuerkennen. Den Einspruch Tokios gegen die Militärzone wies das Verteidigungsministerium in Peking als "völlig grundlos und unakzeptabel" zurück.

China hatte am Samstag überraschend eine Luftverteidigungszone geschaffen, in der sich ausländische Flugzeuge künftig identifizieren und den Anweisungen der chinesischen Luftwaffe folgen müssen. Ansonsten drohen ihnen militärische Gegenmaßnahmen. Das Vorgehen weckt die Sorge vor einer möglichen militärischen Eskalation in der Region.

China, Japan und auch Taiwan streiten seit Langem über die japanisch Senkaku und chinesisch Diaoyu genannte, unbewohnte Inselgruppe. Die Gegend gilt als fischreich, außerdem werden unter dem Meeresboden Rohstoffe vermutet. Japan, das bislang faktisch die Kontrolle über die Inseln ausgeübt hatte, besitzt eine eigene Luftverteidigungszone in dem Gebiet. Das neue chinesische "Identifikationsgebiet zur Luftverteidigung" (ADIZ) überlappt jetzt die japanische Zone.

Die neu ausgerufene Luftverteidigungszone überlappt sich zudem mit dem von Südkorea überwachten Luftraum. Auch Seoul erhob deshalb Einwände gegen Chinas Vorgehen. Südkorea habe am Montag über den chinesischen Gesandten-Botschaftsrat in Seoul sein Bedauern übermittelt, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. "Wir wollen, dass China den Schritt überdenkt." Zudem habe das Verteidigungsministerium dem chinesischen Militärattaché in Seoul gegenüber seine Bedenken geäußert. Am Donnerstag soll das Thema in Seoul beim "strategischen Dialog" über Verteidigung zwischen beiden Ländern erörtert werden.

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