Innerparteilicher Machtkampf:Gysi soll Linke alleine in Bundestagswahlkampf führen

Gregor Gysi Linke Linkspartei Bundestagswahl Spitzenkandidat

Gregor Gysi, der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, auf dem Landesparteitag der Berliner Linken: Er soll die Partei in den Bundestagswahlkampf führen.

(Foto: dpa)

Er wollte kein Spitzenduo und damit hat er sich wohl durchgesetzt: Der Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, führt laut Medienberichten die Partei alleine in den Bundestagswahlkampf. Seine Parteikollegin Sahra Wagenknecht habe im Machtkampf das Nachsehen.

In der Linkspartei zeichnet sich eine alleinige Spitzenkandidatur Gregor Gysis bei der Bundestagswahl ab. Der Spiegel berichtet, der Bundestags-Fraktionschef habe sich offenbar im Machtkampf mit seiner Stellvertreterin Sahra Wagenknecht durchgesetzt und werde die Partei in den Wahlkampf führen. Zuvor hatte sich Gysi vehement dagegen gewehrt, mit Wagenknecht eine Kandidaten-Doppelspitze zu bilden. Gysi könne die Bedingungen diktieren, "weil er weiß, dass es ohne ihn im Moment nicht geht", so zitierte das Magazin einen "führenden Genossen".

Aus Parteikreisen verlautete, die Frage der Spitzenkandidatur sei offiziell noch nicht entschieden, es laufe aber alles auf Gysi zu. Der Fraktionschef habe schließlich bereits deutlich gemacht, dass er eine Co-Kandidatin Wagenknecht ablehne. Sollte die Partei nun die Bildung einer Doppelspitze erzwingen, wäre Gysi stark geschwächt, hieß es.

Zwar sei es theoretisch denkbar, dass eine andere Frau für Wagenknecht einspringe, zum Beispiel Partei-Chefin Katja Kipping. Dies sei aber kaum vorstellbar, weil dann mit zwei Kandidaten aus den Ostverbänden der Partei der Ost-West-Proporz nicht gewährleistet sei. Endgültig entschieden werden solle die Frage der Spitzenkandidatur erst nach der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar.

Kompromisslösung "Kompetenzteam"

In dem Spiegel-Bericht hieß es weiter, Kipping wolle, um Wagenknecht nicht zu sehr zu brüskieren, ein "Kompetenzteam" zusammenstellen. Diese Mannschaft solle dann den Spitzenkandidaten Gysi im Wahlkampf unterstützen. Neben Wagenknecht und Kipping sollten darin der Finanzpolitiker und ehemalige Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch vertreten sein, außerdem der Rüstungsexperte Jan van Aken.

Dem zum Lager der Reformer zählenden Bartsch wurde in dem Bericht allerdings die Einschätzung zugeschrieben, ein Team in dieser Zusammensetzung sei vor allem eine "innerparteiliche Befriedungsmaßnahme". Er zögere daher noch mit einer Zusage - auch weil durch ein Team der Eindruck entstehen könne, man misstraue Gysi als alleinigem Kandidaten.

Während Wagenknecht einen strikten Oppositionskurs vertritt, ist Bartsch ebenso wie Kipping offen für Bündnisse mit SPD und Grünen. Er hatte im Sommer vergangenen Jahres für den Parteivorsitz kandidiert, war aber dem Gewerkschafter Bernd Riexinger unterlegen, der seither mit Kipping die Linke führt. Bartsch gilt als Gegner Wagenknechts und ihres Lebensgefährten, des ehemaligen Parteichefs Oskar Lafontaine.

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